Sun forciert Engagement im High-end-Grafikmarkt

Erste Ergebnisse der Initiative fuer offene Grafik vorgestellt

26.02.1993

Nach einer Studie von Dataquest liegt Sun bei den Workstation- und Unix-PC-Herstellern mit 25,4 Prozent Marktanteil weiterhin an der Spitze, vor den Konkurrenten HP (17,8 Prozent), IBM (10,7) und Silicon Graphics/Mips (7,3). Bei der Erreichung strategischer Ziele verfolgt Sun Microsystems immer die gleiche Vorgehensweise: Man legt seine Spezifikationen offen, sucht Hard- und Softwarefirmen, die dafuer Applikationen entwicklen, schafft ein Forum fuer Test und Praesentation der Ergebnisse und hat damit das Geruest der eigenen Hardware mit Fleisch gefuellt.

Als der Markt vor Jahren nach Vernetzung der bestehenden Rechner verlangte, bot Sun auf hauseigenen Messen im Silicon Valley interessierten Firmen die Moeglichkeit, ihre neuen Entwicklungen auf diesem Gebiet auszuprobieren. In Gebaeuden die eher Turn- als Messehallen aehnelten, konnten die Spezialisten ihre Hard- und Software auf Kompatibilitaet untereinander und zu den gaengigen Netzwerkstandards testen. Sun schuf den Rahmen und trug die Kosten.

Neues Angriffsziel von Sun ist der Ausbau der Anteile am Grafikmarkt. Im Januar 1992 wurde die "Open Graphics Initiative" (OGI) gegruendet, die der Fragmentierung in diesem Bereich entgegenwirken und den Anbieter befaehigen soll, die Kundenanforderungen an die Grafik zu erfuellen. Sun erhofft sich von der Initiative eine groessere Anzahl grafischer Applikationen auf der Sparc-Solaris-Plattform. Doug Schiff von der Technical and Industrial Market Development Group aus dem Hause Sun sieht - anlaesslich der Praesentation der ersten Ergebnisse auf einer weltweiten OGI-Livetour - denn auch in der OGI "eine neue Art, Grafik in die Workstation zu bringen. Die Anwendungsgebiete fuer Grafik reichen von der Geschaeftsgrafik bis zu Animation und visueller Simulation, fuer die entsprechend grosse oder kleine Systeme benoetigt werden."

Sun hat fuer die offene grafische Architektur Schnittstellenprotokolle zwischen Grafikhard- und -software definiert und veroeffentlicht. Aufgrund des Betriebssystems Solaris bestehen auch dynamische Verbindungen zwischen Hard- und Software, so dass Treiber fuer Grafikperipherie ohne Rekompilierung dynamisch an Solaris angehaengt werden koennen.

Sun erlaubt vier sogenannte Open Graphics Foundation Libraries: XGL fuer geometrisce 2D- und 3D-Grafik, XIL fuer Bildmaterial und digitales Video, XLib fuer den Zeichenbereich nach Pixelkoordinaten sowie Postscript. Die Foundation Libraries sitzen zwischen der Hardware von Sun oder Drittanbietern und den Systemschnittstellen fuer Anwendungsprogramme (APIs). Fuer die Uebergaenge zu den Applikationen wurden jetzt die Schnittstellen definiert, die Kommunikation zur Hardware ist bereits bestimmt. Sun erwartet eine Entwicklung, die ein "Plug and Play" zwischen den Applikationen und der Grafikhardware erlaubt. Der Workstationhersteller verspricht sich davon eine direkte oder indirekte Einbindung von Drittanbieter in die Sun-Kanaele.