Erste Eindrücke zu Photodraw 2000

Erste Eindrücke zu Photodraw 2000 Techniken von Grafiksoftware verschmelzen in einem Produkt

12.02.1999
Das Grafikprogramm "Photodraw 2000" von Microsoft vereint Techniken aus Bildbearbeitung, Vektorgrafik und Textdesign, die bisher nicht in einem Einzelprogramm zu finden waren. Heico Neumeyer hat sich die für Office-Anwender geeignete Software näher angesehen.

Drucksachen oder Internet-Seiten enthalten Vektorgrafiken, Pixelbilder und Text, so daß Grafiker etwa für eine Fotobearbeitung oder Ganzseitengestaltung drei oder mehr Programme benötigen. Gelegenheitsnutzer können sich diesen Aufwand in der Regel nicht leisten.

Mit Photodraw 2000 vereint Microsoft deshalb die Methoden von Pixel- und Vektorgrafik unter einer homogenen Oberfläche. Zielgruppe sind Anwender von Büroprogrammen, die unkompliziert Illustrationen produzieren oder verfeinern wollen.

In bezug auf Oberfläche und Bedienung reiht sich das Produkt nahtlos in gängige Standardprogramme wie Excel oder Word ein: Bilder oder Objekte lassen sich von einer Anwendung in die andere ziehen. Der Bereich Bildbearbeitung bietet Werkzeuge und Funktionen wie Scharfzeichnen, Retuschierpinsel, Farbton- Veränderung oder Bildzonenauswahl über die Farbähnlichkeit. Hinzu kommen zahlreiche Effektfilter und die Unterstützung für Zusatzsoftware nach dem Plug-in-Standard.

Ebenso gibt es Zeichenwerkzeuge, die man aus Vektorprogrammen wie "Coreldraw" oder "Illustrator" kennt. Konturen lassen sich damit über Ankerpunkte formen. Hinzu kommen zahlreiche vorgefertigte Figuren wie Sprechblasen oder Pfeile. Sie können wie bei großen Grafikprogrammen in die gewünschte Größe aufgezogen und dann umgeformt werden.

Schließlich erhält der Benutzer von Photodraw ein flexibles Textwerkzeug; Schriften erscheinen in verschiedenen 3D-Arten oder mit Schatten unterlegt. Dabei bleiben Schriftart und Inhalt als Text immer korrigierbar. Gleichzeitig funktionieren auch die typischen Filter oder Pinsel eines Pixelprogramms auf den Schriftebenen. Auch Photodraws Füllungen, Strukturen oder Randkonturen lassen sich auf die Schriften anwenden.

Reichhaltiges Konturen-Menü

Der Unterschied zwischen Text, Vektor- und Pixelgrafik spielt mit diesem Programm keine Rolle mehr. Photodraw hält ein reizvolles Konturen-Menü parat, wie man es von einschlägiger Vektor- Grafiksoftware kennt. Hier gibt es Funktionen, um weiche Kanten, Linien, natürliche Pinselstriche oder Foto-Objekte wie eine Gliederkette oder ein Tau um ein Motiv herumlaufen zu lassen. Das Motiv kann gleichermaßen ein Fotoausschnitt sein, eine Vektorfigur oder ein Schriftzug. Die Breite des Konturelements regelt man per Schieber, zum Teil stehen noch Farben zur Auswahl. Ränder beziehungsweise Kanten können geändert, eingefärbt, mit harten und weichen Konturen versehen oder ausgeschaltet werden.

Radiergummi manipuliert Vektoren

Der Radiergummi ist ein weiteres Beispiel für die Verschmelzung einst unvereinbarer Techniken. Dieses typische Werkzeug aus der Pixelbearbeitung tilgt Bildpunkte, so daß die darunter liegenden Ebenen hervortreten. Bei Photodraw entfernt der Radiergummi auch Schriftzüge oder Vektormaterial bildpunktgenau. Viele Änderungen manipulieren dabei nur die Bildansicht, während das Originalmotiv unverändert zur Verfügung steht, sobald der Effekt wieder abgeschaltet wird.

Die Reihenfolge der montierten Elemente kann innerhalb einer Ebenenpalette verschoben werden. Die Ebenen lassen sich automatisch gleichmäßig verteilen oder für ein gemeinsames Bewegen und Verzerren gruppieren. Wie auch in anderen Programmen mit Pixelbearbeitung, von Word bis Picture-It, setzt Microsoft intern auf die Flashpix-Technik: In den Arbeitsspeicher wird nur eine Vorschau-Version des Bildes in der erforderlichen Monitorgröße geladen. Beim Zoomen lädt Photodraw Feindaten von der Festplatte nach. So ist es möglich, auch 100-MB-Dateien binnen Sekunden zu drehen oder zu verzerren - ein Vorgang, der bei einer Echtdatenkorrektur Minuten kostet.

Heico Neumeyer ust freuer FAchjournalist in Bad Tölz (neumeyerqaol.com).