Erste Eindruecke von Visio 4.0 fuer Windows Organigramm-Symbole ueber neue Layer-Technik selektieren

25.08.1995

Von Michael Matzer*

Voraussichtlich noch im September dieses Jahres soll Version 4.0 der Charting- und Diagrammsoftware "Visio" auf den Markt kommen. Der US-Hersteller, der sich erst kuerzlich von Shapeware (Shapes = Symbole) in Visio umbenannt hat und eine deutsche Niederlassung in Unterschleissheim bei Muenchen betreibt, stattete das Update mit einer neuen Layer-Technik aus. Sie erlaubt das Anlegen mehrschichtiger Dokumente.

Visio soll sich zum Standard fuer das Erstellen, Speichern und Austauschen von Zeichnungen und Diagrammen im Geschaeftsbereich entwickeln - technische Abteilungen sind darin eingeschlossen. So gibt es zum Beispiel in den USA eine Technical-Version mit Schablonenpaletten etwa fuer den Chemiebereich oder Fahrzeugbau. Im amerikanischen Markt fuer Diagrammgrafik sei Visio umsatzmaessig an der Spitze, beruft sich der Hersteller auf eine juengst veroeffentlichte Studie der Marktforscher von PC Data: Mit 61 Prozent fuehrt die Software vor Konkurrenzprodukten wie "ABC Flowcharter" (17 Prozent) von Micrografx oder "Corel Flow" (acht Prozent) von Corel. Mit Version 4.0 will Visio den Marktanteil ausbauen, das Update bringt gute Voraussetzungen dafuer mit.

Das Programm wurde von Grund auf neu entwickelt, um Microsofts Anforderungen an eine Windows-95-kompatible Applikation wie lange Dateinamen und automatische (De-)Installation zu erfuellen. Das neue Release laeuft nun unter den Windows-Varianten 3.1x, NT 3.51 sowie 95. Technisch gesehen werden eine 16-Bit- und eine 32-Bit- Exe-Datei angeboten, so dass Anwender, die noch nicht ueber das 32- Bit-Betriebssystem verfuegen, ebenfalls Visio 4.0 einsetzen koennen.

Zu den wichtigsten Neuerungen des Programms gehoert die Einfuehrung von Schichten oder Layern, die nach dem Prinzip von uebereinandergelegten Overhead-Folien arbeiten. Dadurch ist es dem Benutzer moeglich, Bereiche selektiv in einer Visio-Dokumentenseite ein- oder auszublenden und zu drucken. So kann ein Systemverwalter zur DV-Dokumentation eines Unternehmens die Client- und Server- Rechner im Grundriss des Gebaeudes selektieren. Um eine Datenbankanbindung zu realisieren, definiert der Benutzer im Menuepunkt Eigenschaften-Dialog einer Schablone ein Feld mit der Datenverknuepfung, oder er legt Notes-F/X-Felder fest.

Das Programm wartet mit etlichen Arbeitsvereinfachungen auf. Sie umfassen neben den "intelligenten" Schablonen eine Reihe von digitalen Assistenten, die zum Beispiel aus einer Excel-Tabelle ein Organigramm erzeugen oder bei der Erstellung des Seitenlayouts unterstuetzen. Besonders auf die Moeglichkeiten des Datenaustauschs wurde Wert gelegt: Der Visio-4.0-Anwender kann die neue Sammelmappe von MS-Office fuer Windows 95 nutzen (Binder), in der er Seiten beziehungsweise Dateien aus unterschiedlichen Applikationen in einer einzigen Datei zusammenfassen und weitergeben kann.

Visio laesst sich als OLE-Server wie auch als OLE-Client einsetzen und erlaubt im Hinblick auf die Konkurrenz nun auch die Uebernahme von Dateien aus ABC Flowcharter 3.0. Profi-Anwendern bietet sich die Moeglichkeit, die Software mit Hilfe von Programmier-Tools wie Visual Basic anzupassen. Das urspruenglich ressourcenschonende Programm benoetigt in der neuen Version immerhin 15 MB auf der Festplatte. Preislich bleibt alles beim alten: Knapp 400 Mark kostet die Vollversion, 200 Mark das Update. Das Paket enthaelt Disketten, CD-ROM und Handbuch.

* Michael Matzer ist freier Fachjournalist in Herrsching bei Muenchen.