Erst Amdahl, aber jetzt Itel

22.10.1976

Die Firma Itel müßte der Firma Amdahl Millionen zahlen, denn Gene Amdahl hat als Pionier den Weg gebahnt, auf dem ltel jetzt leicht marschieren kann.

Das Amdahl-Konzept (IBM-Systemarchitektur in moderner Technik nachzubauen, so daß 1:1 Software-Umstellung möglich ist) hat sich durchgesetzt: Dutzende Abschlüsse für die 470 V6 (doppelte Leistung der 370/168 zum gleichen Preis) in den USA, jetzt erhält die DFVLR ("Klein-Houston in Oberpfaffenhofen") den ersten europäischen Amdahl-Jumbo.

Aber während die 470 V6 nur für einen kleinen Kreis von Größenanwendern eine interessante Alternative ist, zielen die Advanced Systems von ltel auf einen breiten Markt. In den USA allein stehen 16 000 IBM-Systeme 360 und 370, davon können nach Angaben von Itels Data Products Top-Manager Richard Lussier AS-Rechner bei 7000 Installationen konkurrieren. Und bei 1000 Kunden, die ltel-Platten und -Hauptspeicher installierten und/ öder bei ltel ihre Systeme leasten hat die aggressive West-Coast-Firma aus San Francisco bereits den Fuß in der Tür. Rund 35 Prozent, Einsparungen - bei verbesserter Technik - sind kein Pappenstiel, zumal wenn es keinerlei Software-Umstellungs-Kosten gibt.

IBMs Systemsoftware gibt es umsonst

Wie wird die IBM reagieren? Das Wird eine Frage des Marktanteils sein, den Amdahl und Itel erreichen werden. Wenige Prozente kann der Gigant tolerieren, dann aber dürfte der Gegenschlag kommen, so wie IBM auch den Mixed-Hardware-Anbietern konterte. Heute noch kann jeder IBM-Systemsoftware umsonst beziehen gegen lächerlich geringe Gebühren für die Datenträger und die Dokumentation. Und noch 1973 bestätigte der Marktführer im Antitrust-Prozeß USA versus IBM, daß das auch künftig IBM-Policy sei. Itels Richard Lussier meinte auf der Ankündigungs-Pressekonferenz im New Yorker Waldorf Astoria, daß der Marktführer angesichts der laufenden Antitrust-Prozesse sich eine andere Haltung gar nicht leisten könnte. Zudem, wenn ltel etwa 300 Advanced Systems absetze, sei das Programm für die Firma ein Riesenerfolg, der jedoch nur drei Prozent des ,IBM-Marktanteils betreffe. In der gleichen Größenordnung bewegen sich vermutlich auch Amdahls Marketing Pläne.

Zunächst sind beim Hersteller National Semiconductors die Kapazitäten für sechs Advanced Systems Pro Monat ausgelegt. ltel orderte bei NS, immerhin einer der größten Halbleiter-Produzenten der Welt, erst einmal 25 Rechner, von denen sieben vor der offiziellen Ankündigung bereits verkauft oder verleast wurden. Drei der Kunden konnten auf der gut besuchten Pressekonferenz, auf der auch drei europäische Fachjournalisten vertreten waren, offiziell genannt werden: Eine Lebensversicherungsgesellschaft und zwei Universitäten.