Alternative zum Kauf?

ERP-Software aus der Steckdose

22.10.2004
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Software als Dienstleistung hat bei der Datev Tradition. Ursprünglich als Genossenschaft der Steuerberater gegründet, bietet der EDV-Dienstleister längst nicht mehr nur reine Finanzbuchhaltungssoftware zur Nutzung an, sondern auch kaufmännische Anwendungen für Unternehmen wie Warenwirtschaft und Kunden-Management. Das Angebot unter dem Namen „Datevasp“ ermöglicht es dem Anwender, diese Programme individuell zu kombinieren. Dabei wird im Rechenzentrum in Nürnberg ein eigener Server für jedes Anwenderunternehmen gehostet. Neben den Datev-Anwendungen können Firmen hier auch ihre Microsoft-Office-Programme zu monatlichen Festpreisen betreiben und warten lassen.

Ein relativ neuer Player am Markt ist die Dortmunder Logagency GmbH. Sie bietet vor allem Lösungen für die logistisch orientierten Prozesse im Unternehmen zur Miete. Unter www.logagency.de können Kunden Warenwirtschaft, Auftragsverwaltung, Lagerverwaltung und Online Shop sowie Funktionen für den elektronischen Rechnungsversand im Rahmen eines Logistik-Portals online nutzen. Dabei greifen sie auf GUS-OS ERP zu, ein in Java entwickeltes ERPSystem, das von jedem Browser-fähigen Client aus aufgerufen werden kann.

Hohe Einstiegskosten vermeiden

Heinz-Paul Bonn, Vorstandsvorsitzender der GUS-Group AG, sieht gute Chancen für das ASP-Modell „überall dort, wo standardisierte Geschäftsprozesse schnell durch online verfügbare Lösungen realisierbar sind. Dies gilt insbesondere in unternehmensübergreifende Geschäftsprozessen, wie zum Beispiel in der Logistik.“ Besonders attraktiv, so Bonn, sei das ASP-Modell für kleinere Kunden, die damit nicht nur hohe Einstiegskosten in eine ERP-Lösung vermeiden, sondern vor allem auch die Administrationskosten gering halten.

Diese Einschätzung bestätigt das Beispiel der Schweizer Firestar AG. Mit ihren 20 Mitarbeitern verkauft sie jährlich Sicherheitsbrennpaste in Dosen, Flaschen, Tuben und Eimern sowie Reinigungsmittel im Wert von zehn Millionen Schweizer Franken. Die ERP-Software Oxaion des Herstellers Command AG bezieht das Unternehmen im ASPModus von der Inel-Data AG. Über eine geschützte Internetverbindung greifen die 20 Anwender auf die Lösung im Rechenzentrum des Dienstleisters zu. Die Pflege der Hard- und Software, wie Wartung oder Release-Wechsel, übernimmt Inel-Data. Dadurch entfallen bei Firestar die Kosten für eigene IT-Fachkräfte. Bewusst wählte man einen kleineren Dienstleister. „Wir wollten keinesfalls eine beliebige Nummer in einem Großrechenzentrum sein“, so Geschäftsführer Beat Knabenhans.

Nach den Erfahrungen von Ulrich Hoffmann, Manager ASP im Geschäftsbereich Mittelstand von SAP, fragen gerade Unternehmen mit weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz verstärkt nach Lösungen im ASP-Modell. Dieser Markt wachse sogar stärker als das Geschäft mit installierten Lösungen. Allerdings werden umfassende ERP-Lösungen selten im ASP nachgefragt. Hoffmann: „Diese Lösungen sind doch zu sehr auf die einzelnen Unternehmen zugeschnitten. Hier kommt bestenfalls Outsourcing in Frage.“ Als ASP-Lösung kommen in der Hauptsache Anwendungen für Personalwesen und Buchhaltung zum Einsatz.