ERP-Problem führt zu Umsatzeinbruch

03.01.2006
Invacare hatte Schwierigkeiten bei der Einführung seiner Oracle-Software.

Die in Elyria, Ohio, anssässige Invacare Corp. musste im Dezember eine Umsatz- und Gewinnwarnung für das vierte Quartal 2005 herausgeben. Als Ursache für den Einbruch nannte der Hersteller medizinischer Geräte den problematischen Rollout einer neuen, vom Softwareanbieter Oracle stammenden Lösung für das Enterprise Resource Planning (ERP).

Im soeben abgeschlossenen Jahr hat Invacare begonnen, an seinem Heimatstandort die selbst entwickelten Legacy-Anwendungen durch die Standardlösung "Oracle E-Business Suite 11i" zu ersetzten. Presseveröffentlichungen zufolge hat das Unternehmen für die Erneuerung seiner ERP-Umgebung rund 20 Millionen Dollar eingeplant. Erste Implementierungen für unterschiedliche Finanzprozesse funktionierten planmäßig; Schwierigkeiten traten erst auf, als im Oktober der Order-to-Cash-Prozess scharf geschaltet wurde. "Unsere Systeme machten einfach dicht", erläutert Finanzchef Greg Thompson.

Geschäft durch die Lappen gegangen

In der Folge seien zwei Monate lang die Telefonanrufe der Kunden nicht rechtzeitig beantwortet worden, oder aber die von ihnen nachgefragten Informationen hätten sich nicht beschaffen lassen, so der Invacare-Manager weiter. So sei dem Unternehmen einiges Geschäft durch die Lappen gegangen. Zudem fielen Überstunden für die Mitarbeiter in Fertigung, Vertrieb und Service sowie höhere Kosten durch Reklamationen und Sondertransporte an. Auf diese Faktoren führt der Medizintechnik-Anbieter zurück, dass der Umsatz des am 31. Dezember beendeten Quartals um drei bis sechs Prozent unter dem des Vergleichszeitraums 2005 lag - obschon man mit einem Plus von zwei Prozent gerechnet habe.

Das Problem sei nicht auf die Software selbst zurückzuführen, räumt der Invacare-Manager ein, sondern auf die spezifische Konfiguration: "Jede Implementierung ist einzigartig." Das aus eigenen Mitarbeitern und Oracle-Beratern bestehende Team habe das System auf Herz und Nieren getestet, "und jeder dachte, wir könnten loslegen". Dafür, dass sich offenbar alle geirrt haben, will Thompson keinesfalls den Softwareanbieter allein verantwortlich machen. Vielmehr habe sich Oracle kooperativ gezeigt und bei der Beseitigung aller identifizierten Probleme tatkräftig mitgeholfen.

Mittlerweile sind die meisten der Haken und Ösen begradigt, und der Vertrieb läuft wieder normal. In Kürze will Invacare auch seinen Order-Rückstand abgearbeitet haben. Allerdings muss das neue System noch beweisen, dass sich der ganze Ärger auch lohnt. Thompson ist optimistisch: "Wir haben viel investiert, und wir erwarten eine hohe Rendite aufgrund des verbesserten Kundenservice." (qua)