Service-orientierte Architekturen

ERP fügt sich SOA

15.05.2009
Von Markus Franz

Schwächen bei der Umsetzung

SOA erscheint vielen IT-Verantwortlichen als eierlegende Wollmilchsau, die Nachfrage nach SOA-Ready-Software ist deshalb sehr groß. Doch selbst auf der CeBIT zeigte sich in diesem Jahr, dass das Angebot in dieser Richtung noch eher schwach ausgeprägt ist. Es gibt kaum Software, die sich konsequent an die SOA-Standards hält. Zwar strahlt inzwischen auf fast jeder Software das SOA-Logo, mehr als ein paar einfache Web-Services sind darin aber meist nicht enthalten. Zu wenige Features folgen dem SOA-Konzept, weil die Anwendung der Web-Services-Techniken in der Praxis recht aufwändig ist. Dennoch arbeiten die Anbieter zentraler ERP-Systeme derzeit mit Hochdruck daran, Funktionen mit SOA-Schnittstellen auszustatten - aber alleine SAP benötigt hier mehr als 30.000 Web-Services, um die komplette Funktionalität der ERP-Suite nachzubilden.

Das zweite, noch größere Problem, ist die strukturelle Komplexität von SOA: Zwar möchte man mit diesem neuen Paradigma die Komplexität radikal reduzieren. Die Umstellung komplexer IT-Infrastrukturen für Unternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern ist aber ähnlich aufwändig wie die Einführung eines komplett neuen zentralen ERP-Systems. Es gibt nur wenige erfolgreiche Beispiele für SOA-Systeme in Großkonzernen, unter anderem gehört die Deutsche Post dazu.

Reale Lösungen für die IT

Im Websphere Business Modeler stellen Flussdiagramme übersichtlich dar, wie einzelne Module der Anwendungen zusammenhängen.
Im Websphere Business Modeler stellen Flussdiagramme übersichtlich dar, wie einzelne Module der Anwendungen zusammenhängen.
Foto: IBM

Der Markt für SOA-Tools, mit denen sich diese Probleme bewältigen lassen, ist derzeit sehr schwierig. Zum einen etablieren sich Anbieter, die Softwarehäuser bei der Umsetzung von SOA unterstützen. So implementiert das Equinox-Framework der Eclipse Foundation den OSGi-Standard, der ein hardwareunabhängiges Komponentenmodell spezifiziert, auf dessen Basis sich SOA-Systeme modellieren lassen. Zum anderen gibt es einige kleine Anbieter, die ERP-Systeme mit SOA-Features neu entwickeln. Dazu gehört unter anderem die Alea GmbH, die mit der "Alea Commerce Suite" ein SOA-fähiges ERP-System für den Versandhandel anbietet. Die Anbindung einzelner Module über standardisierte Schnittstellen an externe Tools ist damit problemlos möglich. Auch die Produkte von Crossgate sind durchweg SOA-ready.

Damit steht SOA nicht mehr als Widerspruch zu zentralen ERP-Systemen im Raum: Sie wird es weiterhin geben, schon allein aus dem Grund, dass viele Betriebe alle Vorgänge in einer zentralen Datenbank speichern müssen. In den nächsten Jahren werden diese zentralen Systeme jedoch immer mehr Funktionen über Web-Services bereitstellen, so dass sich ein Netz von Tools und Drittlösungen bildet, die nahtlos an das Mutterschiff andocken können. (ue)

OSGi - Der Standard für SOA-Software

Die OSGi spezifiziert Standards für die Entwicklung modularer SOA-Software. Das bedeutet:

  • Konforme Anwendungen sind unabhängig von Plattformen und komplett gekapselt.

  • Die Verfügbarkeit der gekapselten Anwendungsmodule über das Netz ist eine zentrale Anforderung im System.

  • Als Basis für den OSGi-Standard dient die Java Virtual Machine und die Sprache Java.

  • Als offizielles Komponentenmodell ist OSGi auch über den Java Community Process standardisiert.