ERP-Einführung bleibt für den Mittelstand ein Balanceakt

22.06.2007
Von Hadi Stiel

ERP-Hosting nicht überstürzen

Herbert Engelbrecht, Partner und Leiter Kompetenz-Center Corporate Sourcing bei Ernst & Young, rät den Unternehmen allerdings, sich nicht überstürzt zugunsten ERP-Hosting zu entscheiden. "Die Verantwortlichen sollten im eigenen Kosteninteresse die Gebührenstrukturen der in Frage kommenden Provider genau unter die Lupe nehmen." So seien die Kunden, neben dem Verbrauch an IT-Ressourcen als Berechnungsgrundlage, beim ERP-Hosting oft mit weiteren Kostenfaktoren konfrontiert. Dazu zählten Gebührenmodelle nach Anzahl der eingesetzten Module, der installierten Arbeitsplätze bis hin zum Nutzungsgrad bestimmter Funktionen. "Auch die Installations-, Integrations- und Anpassungskosten sollten zwischen beiden Seiten vor dem Zuschlag eindeutig vertraglich geklärt sein", betont er. Nur so runde sich das Gesamtkostenbild für den Kunden im Vergleich zum Eigenbetrieb ab.

Andreas Zilch, Experton Group: Gerade für den Mittelstand sind die Kosten rund um ERP-Installationen essenziell.
Andreas Zilch, Experton Group: Gerade für den Mittelstand sind die Kosten rund um ERP-Installationen essenziell.
Foto: Zilch

Noch wichtiger für das Unternehmen seien Engelbrecht zufolge die Qualität der ERP-Leistungen sowie die dafür gebotenen Service Level Agreements (SLAs). "Bei geschäftskritischen Applikationen wie ERP sollten die Entscheider im eigenen Verfügbarkeits-, Performance-, IT-Sicherheits- und Compliance-Interesse auf Ende-zu-Ende-SLAs für ihre Geschäftsprozesse drängen", empfiehlt der Berater. Nach der Hosting-Entscheidung sollte das Unternehmen mit regelmäßigen Messungen dieser SLAs am Ball bleiben: "Nur so lässt sich das Leistungsniveau des Providers bewerten, Fehlentwicklungen frühzeitig entgegensteuern, vertraglich zugesicherte Leistungen einfordern, Ablaufrisiken fürs Geschäft und Compliance bemessen und die notwendige Kostentransparenz gewährleisten."

"Gerade für den Mittelstand sind die Kosten rund um die ERP-Installation essenziell", bestätigt Berater Zilch. So hat die Experton Group durch eine Befragung von 465 deutschen Firmen, 208 davon mit weniger als tausend Mitarbeitern, herausgefunden, dass Kostenreduzierung, -kontrolle und -transparenz zusammen mit den Themen Sicherheit und Compliance ganz oben auf ihrer IT-Agenda stehen. "Für die Unternehmen heißt das, gerade bei geschäftskritischen Applikationen wie ERP zur richtigen Balance zwischen ausgelagerten und eigenerbrachten Services zu finden." Zudem komme für den Mittelstand eine zu starke Orientierung am ERP-Standard einem Kompromiss gleich. Dafür sei die dynamische Anpassung der IT-Ressourcen durch den Dienstleister ein riesiger Kostenvorteil gerade für den Mittelstand.