E-Procurement & B-to-B/Kommentar

Ernste Zeiten

23.03.2001
Helga BieselRedakteurin CW

Schluss mit lustig, konstatiert die "Süddeutsche Zeitung" und titelt: "Das Ende der nonstop bekloppten Zeiten". Das Dotcom-Sterben zeitige in New Yorks "Silicon Alley" zwar einen Stilwechsel in Richtung "seriös", manche Unternehmenswerte - Beispiel Razorfish - schrumpften schließlich auf ein Zehntel dessen, was noch vor Jahresfrist stolz vorgewiesen werden konnte. Doch: "The show must go on", nicht nur in New York, allerdings mit veränderter Besetzungsliste und unter neuer Regie.

Das Szenario "Business-to-Consumer" hat seinen Reiz verloren, der Showdown von Yahoo beweist es nur zu deutlich. Die alten Protagonisten, voreilig schon abgetan als Old Economy, vollziehen den Szenenwechsel: "Business-to-Business" heißt der Hoffnungsträger, der neue Bedarf ist entdeckt: E-Procurement (Seite 144). War das das rasche Ende der New Economy? Nein.

Das Internet lebt und schafft oder unterstützt ständig neue Geschäftsmodelle für E-Bussiness. Ohne Verluste ist ein solch dynamischer, ökonomischer Lernprozess indes nicht zu bewerkstelligen. Zwar gehen im Augenblick die Umsätze der Portal-Softwareanbieter stark nach unten (Seite 154), doch weist der Anstieg der Lernkurve bei den Anwendern wohl umso steiler nach oben (Seite 166).

Nicht nur die Preisvorteile durch E-Business (Seite 168) - die auch -, nicht nur die größere Markttransparenz durch E-Markets (Seite 164) - die auch, stehen zur Zeit im Vordergrund des Anwenderinteresses. Der ursprüngliche Sekundärnutzen von Business-to-Business-Anwendungen, neudeutsch E-Procurement, hat sich als ihr größter Vorteil herausgestellt Das sind zum einen reduzierte Prozesskosten im Bestellwesen, im zweiten Schritt aber und unmittelbar darauf folgend die Gesamtanalyse der Wertschöpfungskette des Unternehmens. Diese Analyse wird erfahrungsgemäß zur wertvollsten Grundlage jeder strategischen Neuausrichtung im Markt.