Kaufpreis der Stuttgarter angeblich unter zehn Millionen Mark:

Ericsson will sich David-Händler erhalten

08.07.1983

DÜSSELDORF/STUTTGART - Nach der Übernahme der Stuttgarter David-Gruppe bemüht sich die Ericsson Information Systems GmbH, Düsseldorf, jetzt Intensiv um die David-Vertriebspartner. Diese sollen nicht nur die bisherigen Produktlinien 203 und 230 weiter anbieten, deren Fortführung Ericsson bereits garantiert hat, sondern mittelfristig auch eigene Erzeugnisse des schwedischen Telekommunikationsriesen.

Bereits wenige Stunden, nachdem David den Konkurs angemeldet hatte, präsentierte Ericsson-Geschäftsführer Magnus Falk den 28 Händlern das zukünftige Konzept seines Hauses. Mit der Konkurseröffnung vor dem Stuttgarter Amtsgericht war eine Vereinbarung rechtsgültig geworden, wonach Ericsson das Warenlager, die Produktionsrechte sowie die dazugehörige Software kauft und zum 1. Juli sämtliche Aktivitäten von David wie bisher weiterführt. Die Schweden garantieren - so ist aus dem Kreis der Händler zu hören - die Fertigung und Auslieferung der Systeme 203 und 230 für "mindestens zwei Jahre".

Darüber hinaus will Falk mit den Vertriebspartnern diskutieren, ob man das David-Programm nach unten durch den Ericsson-PC und nach oben durch das System 2500 komplettieren solle. Gedacht sei auch daran, auf diesem Weg die schwedische Nebenstellenanlage zu offerieren. Das langfristige Ziel der Schweden ist damit klar: der Einstieg in die Bürokommunikation.

In einer ersten Wertung zeigte sich Magnus Falk mit dem bisherigen Verhandlungsverlauf zufrieden: "Ich bin optimistisch, daß die Mehrzahl der Händler weiterhin mit uns zusammenarbeiten will." Stimmen aus den Reihen der Vertriebspartner bestätigen diesen Eindruck. Alle Händler, so war zu hören, haben das Ericsson-Engagement grundsätzlich begrüßt. Faßt ein Händler zusammen: "Was Ericsson da vorgeschlagen hat, wird derartig positiv beurteilt, daß es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zur Durchführung kommt." Das Angebot der Schweden sei professionell und man könne dazu "ja" sagen.

Gleichwohl erklingen aus, dem Chor der Händler auch Stimmen, die die Vorstellungen der deutschen Ericsson-Tochter verhaltener kommentieren. Wolfgang Dietrich, Geschäftsführer der Strässle Datentechnik und deren Vertriebstochter BIS, unter deren Regie sich die Händler während des David-Vergleichsantrages zu einer Auffanggesellschaft zusammengetan hatten, meint: "Die BIS ist sicherlich nicht der todsicheren Überzeugung, daß, was die Produktlinie anbelangt, Ericsson der richtige Partner ist." Man werde zwar die "230" und die "203" weiterhin im Programm führen, Strässle habe aber zugleich einen Kooperationsvertrag mit dem langjährigen OEM-Partner Data General abgeschlossen.

Mit seiner Beurteilung steht Dietrich nicht allein. Auch andere Kenner der Branche vermuten, daß einige der bisherigen David-Partner die neue Situation dazu nutzen, sich an einen Partner anzulehnen, der eine ähnliche Power wie Ericsson, aber ein optimaleres Produktprogramm hat. Dies gelte vor allem für die Händler, die ihren Umsatz nicht überwiegend mit David-Erzeugnissen gemacht haben, sondern - zum Beispiel - mit Redaktron-Burroughs.

Neben der Frage, wie viele Händler schließlich David die Stange halten, dürfte für die Kunden der David-Geschäftsstellen in Düsseldorf, Hannover, Hamburg, Köln und Nürnberg von besonderem Interesse sein, von wem sie künftig betreut werden. Die Schweden nämlich haben nur die Stuttgarter Zentrale übernommen, nicht aber die - als GmbH & Co. KG rechtlich selbständig organisierten - örtlichen Vertriebsgesellschaften.

Ericsson plant auch nicht deren Übernahme, sondern möchte, daß die bisherigen Geschäftsführer dieser Gesellschaften quasi in eigener Regie als freie Händler agieren. Zunächst müssen diese allerdings ihre rechtliche Situation klären: Alle fünf Gesellschaften haben einen Vergleichsantrag gestellt, aus dem wohl bald ein Anschlußkonkurs wird.

Die Schweden sind dem Vernehmen nach bereit, das nötige Startkapital für Neugründungen bereitzustellen, zumal sie die Stuttgarter David-Gruppe nicht allzu viel gekostet hat. Nach Schätzungen lag der Kaufpreis noch "unter zehn Millionen Mark". Über die Höhe der Verbindlichkeiten schweigt sich der Konkursverwalter Karl Albert Maier aus; sie dürften aber mindestens die 40-Millionen-Grenze erreichen. Ernstzunehmende Experten halten gar eine Summe von "um die 50 Millionen Mark" für nicht ganz abwegig. Allein bei acht Banken - darunter der Dresdner Bank und der Commerzbank - soll David mit etwa 20 Millionen Mark in der Kreide gestanden haben.