Einführung der neuen Vermittlungsanlage in Deutschland Anfang 1988

Ericsson erweitert PBX- und LAN-Horizont

03.07.1987

BRÜSSEL (sch) - Den Mittelstand erobern will Ericsson mit der neuesten Version seines digitalen Vermittlungssystems MD 110. Darüber hinaus präsentierte der schwedische Telecom-Experte vor der Pressein Brüssel ein neues LAN-System und einen optischen Multiplexer. Mit der Verfügbarkeit der MD 110/20 in Deutschland ist Anfang nächsten Jahres zu rechnen.

Die kleine PBX-Anlage ist mit 40 bis 160 Anschlüssen ausgestattet und läßt sich mit den übrigen Varianten des MD-Systems zusammenschließen. Auf diese Art und Weise kann man eine verteilte Vermittlung mit insgesamt 10 000 Anschlüssen an verschiedenen Standorten realisieren. Gleichzeitig werden Punkt-zu-Punkt-Verbindungen und lokale Inhouse-Netze unterstützt. Durch die Verwendung von Standard-Telefonkabeln entfällt Ericsson zufolge die Notwendigkeit dedizierter Datennetze für Office-Automation-Zwecke.

Die Anwender auf deutschem Boden werden nach Angaben der Ericsson Information Systems GmbH aus Düsseldorf zu Beginn des Jahres 1988 "in den Genuß" des MD-Benjamins kommen. Dazu Dietmar Hesselbein, verantwortlich für Sonderprojekte: "Dieser Termin ergibt sich aus den postalischen Vorschriften. Am 1. Januar fällt für die dann zulassungsfähigen Telekommunikationsanlagen die Baustufen-Verordnung weg. Liefern könnten wir sofort."

Sei die MD 110/20 jedoch Bestandteil eines größeren vernetzten Systems, lasse sich der Einsatz bereits sofort realisieren. Als Anwendungsbeispiel nannte Hesselbein die Firma Schlafhorst aus Mönchengladbach, wo das neue System für einen fünf bis sechs Kilometer vom Hauptsitz entfernten Werksteil angeschafft wurde. Geplant ist, laut Hesselbein, die Einbindung dieser Anlage mit der Haupt-MD über eine PCM-30-Leitung, die die Post allerdings erst noch zur Verfügung stellen muß.

Online-Hilfsdienst von Stockholm aus

ISDN-Multifunktionsterminals stehen derzeit noch nicht zur Verfügung. Eine Auslieferung will Ericsson auch erst dann ins Auge fassen, wenn es in Deutschland einen. "regulären ISDN-Nutzen" gibt. Als vorläufiger Termin wird das dritte Quartal 1988 genannt.

Um den Anwendern der MD 110 und der Eripax-X.25-Paketvermittlung bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können, hat Ericsson einen Online-Hilfsdienst mit sogenannten Feld-Service-Diensten in den verschiedenen Ländern und dem Maintenance Installation Production Support Centre (MIPSC) in Stockholm aufgebaut. Von diesen Zentren aus können die Ericsson-Mitarbeiter entweder über private oder öffentliche Netze auf die jeweiligen Systeme zugreifen.

Die zweite neuangekündigte Komponente - das Personal Office System 61 - kann entweder auf dem Ethernet- oder Token-Ring-Standard basieren. Die beiden Netzwerk-Arten lassen sich miteinander verbinden und erlauben dabei auch eine Integration von Minicomputern und Mainframes. Angeschlossen werden kann auch eine MD 110. Weiterhin ist es möglich, verschiedene System-61-LANs über ein öffentliches Telefonnetz miteinander zu verbinden. Der Anschluß von entfernten Systemen benötigt für das Einwählen ein Hayes-kompatibles Modem. Alle Komponenten, wie Server, File-Server, Print-Server und Workstations, sind für die Standards IEEE 802.3 und 802.5 verfügbar. Die Speicherkapazität der anschließbaren Server kann zwischen 40 MB und 910 MB rangieren. Sämtliche Netbios-kompatible Software ist lauffähig, so daß Industrie-Standard-PCs und entsprechende Produkte unterstützt werden können.

Für die synchrone Kommunikation bietet Ericsson ein Gateway zur SNA-Emulation 3270 an. Eine Workstation kann sowohl als ein unabhängiges Mitglied agieren oder in Zusammenarbeit mit Minis oder Großrechnern. Das System 61 kooperiert ferner mit Ericssons bestehendem Terminal-System A91. Der A91-Cluster-Controller läßt sich wie ein Gateway benutzen, so daß die Hardware-Kosten und die Effektivität der Transmissions-Kapazität gesteigert werden können.

Nebenstellenanlage als Backbone-System

Des weiteren ist es möglich, eine Brücke zum Multinet zu schlagen, und zwar über die MD 110. Dadurch läßt sich die PBX als Backbone zur Verbindung von System-61-LANs an verschiedenen Standorten nutzen. Multinet und das System 61 arbeiten mit der gleichen Netzwerk-Software.

Als Workstations kommen alle Ericsson-Mikros und der eigene PC XT sowie sämtliche dazu kompatible Rechner in Frage. Ethernet- und Token-Ring-Netze können im übrigen in jeder Kombination miteinander verknüpft werden. Das System 61 ist hierzulande ab sofort erhältlich. Zu den Preisen will sich Hesselbein noch nicht äußern, aber sie sollen im Rahmen des üblichen liegen. "Man benötigt in erster Linie das Extension-Board für den Personal Computer. Dies ist das teuerste Element, und hier wollen wir uns den Marktgegebenheiten anpassen."

Marktfreigabe für neuen optischen Multiplexer

Die Produktneuheit Nummer 3 gibt ein neuer optischer Multiplexer ab. Er ist in der Lage, bis zu 128 Kanälen in einem Glasfasernetz miteinander zu verknüpfen und gleichzeitig Funkt-zu-Punkt-Verbindungen oder Multidrop-Loops zu unterstützen. Der ZAT 128 ist bereits seit der CeBIT'86 in Deutschland im Einsatz. Offiziell vorgestellt wurde dieses Gerät aber erst jetzt erst in Brüssel, verbunden mit der Marktfreigabe für die gesamte Ericsson-Vertriebsgemeinschaft in Europa.