Bankenspezifische Lösung auf der Basis einer X.25-Topologie

Ericsson errichtet Netz für Sparkassen in Rheinland-Pfalz

07.12.1990

MAINZ (CW) - Die Vernetzung aller rheinland-pfälzischen Sparkassen nimmt die Ericsson Business Communications in Angriff. Zusammen mit dem Anwender stellte die deutsche Tochter des internationalen TK-Anbieters das regionale Datennetz, von dem Teilbereiche schon im Betrieb sind, der Öffentlichkeit vor.

Unter Federführung der Sparkassen Informatik Gesellschaft Rheinland-Pfalz GmbH (SIG), einer von den rheinland-pfälzischen Sparkassen gegründeten Serviceorganisation für Daten-Management, installiert Ericsson ein auf die Belange der neunziger Jahre ausgerichtetes X.25-Netz. Grundlegende Anforderung an die neue Netzkonzeption war laut Udo Stüken, Netzwerk-Organisator der SIG, die Einbindung der alten vorhandenen Netzstrukturen in die neue Organisationsform. Aus Kostengründen standen die flexible Ausbaufähigkeit der Hard- und Softwarekomponenten sowie die Übertragungsmöglichkeit für SNA-unabhängige Protokolle im Vordergrund.

Die Netztopologie ist ringförmig ausgelegt mit Konzentrationspunkten in Landau, Ludwigshafen, Kaiserslautern, Koblenz, Bad Kreuznach und Mainz. 28 Sparkassenfilialen sind bereits an das Netz angeschlossen, in der letzten Ausbaustufe ist der Anschluß von dann insgesamt 41 Geschäftsstellen Vorgesehen. Drei 64-KBit-Backbone-Netze integrieren sternförmig die Leitungen aus den jeweiligen Endpunkten. Zur Back-up-Sicherung dienen Datex-L-Verbindungen, die später durch ISDN-Leitungen ersetzt werden sollen. Das Hauptrechenzentrum in Mainz wurde durch Ausgliederung der Front-End-Prozessoren auf zwei Standorte verteilt, die unabhängig voneinander mit Ausweichrechenzentren kommunizieren können. Ein dreistufiger Maßnahmenkatalog gewährleistet mit Kooperationspartnern wie der Rheinland-Pfälzischen Landesbank täglich "Tages-Backup" und sieht bei Totalausfall des Hauptrechenzentrums das Netz-Management über externe Kapazitäten in Düsseldorf vor.

Die Entscheidung zugunsten der X.25-Topologie fiel laut Stöken aufgrund ihres Charakters einer "offenen Marktlösung". Daß die Ericsson-Hardware MPCI-Software von IBM voraussetzt, wertet der SIG-Koordinator nicht als Nachteil. Für die Anwendungsfunktion Fehlermeldung wurden von Ericsson Übergänge von SNA Netview zum eigenen Betriebssystem NM 400 implementiert, weitere Übergänge wurden nach Angaben des FK-Anbieters nicht installiert. Die SNA-Tools bilden die Anwenderebene ab, NM 400 ist die Steuerungsplattform des Netzes. Die Frage der OSI-Anbindung bleibt, von den Software-Voraussetzungen abgesehen, zunächst noch offen, Ericsson will aber laufend OSI-Standards in NM 400 integrieren.

Ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten von Ericsson war, so die Begründung der SIG, daß der deutsche Netzanbieter mit Unterstützung des schwedischen Mutterhauses den spezifischen Kriterienkatalog der SIG am besten erfüllen konnte und so Wettbewerber wie Datus sind Pandacom auf die Plätze verwies. Das Auftragsvolumen umfaßt bis zur Netzfertigstellung Ende 1995 rund acht Millionen Mark. Die SIG rechnet durch die neue Netzstruktur mit einer monatlichen Ersparnis bei den Leitungsgebühren von rund 60 000 Mark. Ericsson-Sprecher Hans-Peter Ott ließ bei der Präsentation durchblicken, daß sein Unternehmen auf Folgeaufträge gleicher Art hofft. Für ihn stellt, dieser Auftrag eine Art Pilotprojekt für die Sparkassenverbände anderer Bundesländer dar, die derzeit in der Planungsphase für vergleichbare Installationen sind.