Parallele Architektur adressiert den Telco-Markt

Ericsson - ein neuer Player im Datenbankmarkt?

01.12.2000
MÜNCHEN (CW) - Ericsson steigt im kommenden Jahr mit einer Eigenentwicklung in den Datenbankmarkt ein. Mit der "Network Database" (NDB), einer parallelen Datenbank, wollen die Schweden Platzhirsche wie IBM und Oracle herausfordern.

Laut ersten Benchmark-Tests habe sich die Ericsson-Datenbank als zwischen drei- und 15-mal schneller erwiesen als die Konkurrenzprodukte. Das berichtet der Branchendienst "Computerwire". Laut Hersteller ist NDB in der Lage, eine Million Transaktionen pro Sekunde zu verarbeiten.

Chief Technology Officer (CTO) Mikael Ronstrom erläutert, die Datenbank sei für die Belange des Telco-Sektors maßgeschneidert worden. Dort komme es vor allem auf möglichst viele gleichzeitige, aber simple Abfragen an. "Diese Ansprüche passen weniger auf relationale Datenbanksysteme. Sie sind eher auf komplexe Abfragen und vor allem Lesezugriffe zugeschnitten", erklärt der Ericsson-Techniker.

Die Geschwindigkeit von NDB resultiere aus dem Design der Architektur, in das sowohl aktuelle IT-Trends als auch die eigenen Erfahrungen bei der Systementwicklung eingeflossen seien. Die Skalierbarkeit ergebe sich aus der großen Parallelisierung anstelle der sonst vorherrschenden Zentralisierung. Die Version 1.0 soll denn auch Ende März 2001 vor allem unter dem Motto "schnell und einfach" vermarktet werden, so Ronstrom.

Parallele Datenbanken sind nichts Neues. Firmen wie Compaq oder NCR haben sich daran in der Vergangenheit versucht. Ericsson will aber noch einen Schritt weiter gehen. Die Schweden denken beispielsweise über zusätzliche Funktionen nach, die NDB für Internet-Companies attraktiv machen sollen. Dabei gehe es um "größere Datensätze und die Möglichkeit von Abfragen, während gleichzeitig die Echtzeit-Transaktion abläuft".

"Heute packt man die Datenbank ins Back Office und setzt Application- und Web-Server davor, die vor allem reichlich Caching erledigen. Bei den Geschwindigkeiten, von denen wir reden, könnte man die Daten direkt aus der Datenbank holen", erläutert Ronstrom. Auch im E-Commerce kann sich der CTO Anwendungen vorstellen. So ließe sich die Integrität eines virtuellen Einkaufskorbes sogar dann gewährleisten, wenn mitten in der Transaktion die Netzverbindung unterbrochen würde.

Allerdings gilt es noch, einige Unklarheiten zu beseitigen. So ist bislang nicht entschieden, ob der Hersteller NDB selbst oder über ein Joint Venture vermarkten wird. Wie auch immer die Entscheidung ausfällt - Ericssons Vertriebsmannschaft kontaktiert offenbar bereits potenzielle Kunden in den USA, allerdings nur für neue Projekte.

Der Erfolg der Datenbank wird außerdem entscheidend davon abhängen, ob der Hersteller genügend Entwickler motivieren kann, auf seine Plattform umzusteigen. Per Jakobson, NDB-Projektleiter bei Business Innovation, räumte in diesem Zusammenhang ein, dass noch kein einziger ISV (Independent Software Vendor) an Bord sei. "Der treibende Faktor in diesem Bereich ist der Endkunde", hofft der Ericsson-Mann.