Erfolgsmeldungen zu Jahresbeginn

07.01.2000
MÜNCHEN (CW) - Bislang bereitete die Datumsumstellung auf das Jahr 2000 keine ernsthaften Probleme. Für eine generelle Entwarnung, insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen, ist es zwar noch zu früh, doch die in einer Stichprobe von der COMPUTERWOCHE befragten Unternehmen waren offensichtlich gut vorbereitet.

"Bei uns läuft alles nach Plan", meldet der Daimler-Chrysler-Konzern. Nach Investitionen von rund 391 Millionen Mark weltweit ist am Montag morgen die Fertigung reibungslos angelaufen. Allerdings sind nach den Weihnachtsferien noch nicht alle Standorte aktiv. So beginnt in Rastatt und Sindelfingen die Arbeit erst eine Woche später.

Bei der BMW AG haben am Neujahrsmorgen 800 Mitarbeiter die Systeme wieder hochgefahren. Unter ihnen war Gerhard Schürmann, der als Projektleiter für den Teilekatalog zuständig war. Diese Anwendung war nach zwei Stunden wieder voll einsatzfähig. Die Aufwendungen von rund 300 Millionen Mark für die Datumsumstellung haben sich für BMW ausgezahlt, und die Notfallpläne konnten ad acta gelegt werden.

Auch der Siemens-Konzern hat den Jahreswechsel schadlos überstanden. Nachdem die Fertigung wieder begonnen hat und die Büros wieder besetzt sind, resümiert Unternehmenssprecherin Angelika Böttcher: "Der Übergang ist bisher sehr erfolgreich verlaufen, und es sollte eigentlich auch in den nächsten Tagen zu keinen größeren Problemen kommen."

An der Münchner Börse sind Händler und DV-Techniker glücklich. Zwar habe sich am Montagmorgen ein kleineres Problem eingestellt, das allerdings nichts mit der Datumsumstellung zu tun gehabt habe. Der Handel konnte pünktlich um neun Uhr beginnen und führte den Dax auch gleich zu Rekordwerten von über 7000 Punkten. Die Börsianer in München und Frankfurt machen dafür auch die Erleichterung über die problemlose Bewältigung des Jahr-2000-Wechsels verantwortlich.

Einen problemlosen Start ins neue Jahrtausend meldete auch die Rechenzentrale Bayerischer Genossenschaften eG. Dort war schon 1996 mit den Vorbereitungen auf die Datumsumstellung begonnen worden.

Ähnlich zuverlässig scheinen auch die Rechenzentren der Sparkassen gearbeitet zu haben. Das zumindest ergaben Stichproben bei den Stadtsparkassen München und Fürstenfeldbruck, die ihr Geschäft am Montag reibungslos aufnehmen konnten.

"Wider Erwarten ist bisher alles problemlos verlaufen", staunt ein IT-Mitarbeiter der Allgemeinen Ortskrankenkasse AOK, der nicht namentlich genannt werden möchte. Für eine völlige Entwarnung sei es allerdings noch zu früh, da es noch einige Programme gebe, die nur einmal im Quartal gestartet würden.

"Im Bereich Software muss sich noch zeigen, dass alles glatt gegangen ist", gibt sich Reiner Winter vom Stromversorger Fränkisches Überlandwerk AG vorsichtig. Auf dem einen oder anderen Mainframe könnten noch selten gebrauchte Programme laufen, die der Aufmerksamkeit des Jahr-2000-Teams entgangen sind. Generell kann der für Netzdesign und Server zuständige DV-Spezialist jedoch zufrieden sein. Weder bei der Stromversorgung noch in der Bürokommunikation ist es nach dem Jahreswechsel zu Ausfällen gekommen.

Nahezu beschäftigungslos war beim Dienstleister Debis IT Security Services der für Kunden eingerichtete Krisenstab. Laut Geschäftsführer Franz-Peter Heider gab es bis zum 3. Januar keinen Anruf.

Bei der Würth IT International GmbH kam es zu keinen geschäftskritischen Ausfällen. Nach Auskunft von Martin Lösch, Leiter des Krisenstabs Y2K, haben lediglich ein paar Festplatten den Dienst versagt.

Ein indirektes Jahr-2000-Problem meldete die Fraunhofer-Gesellschaft. Dort wurde für den Datumswechsel der BS2000-Server von Siemens gegen das neuere Modell "RS2000" ausgewechselt, dessen Lieferung auf sich warten ließ. Der Jahr-2000-fähige Computer traf dann aber doch noch rechtzeitig ein. Ansonsten gab es dort keine Probleme. Selbst die alten Platten ließen sich, wie vorher getestet, an den neuen Rechner anschließen.

Im Klinikum Großhadern traten laut Ulrich Dahmann, Leiter Organisation und Informationstechnik bei der Ludwig-Maximilians-Universität München, keine Schwierigkeiten auf. Der für die Bewältigung des Datumswechsels in den Universitätskliniken München-Großhadern und der Innenstadt zuständige IT-Spezialist hat sich bezüglich der medizintechnischen Geräte nicht auf die Aussagen der Hersteller verlassen, sondern bei allem, was mit der Rettung von Menschenleben zu tun hat, ausführliche Tests vorgenommen: "Das hat sich bewährt, so ist die Nacht reibungslos verlaufen. Wir fühlen uns auch auf der sicheren Seite, was die nächsten Wochen betrifft."

Was die Lage der Krankenhäuser generell anbelangt, relativiert Manfred Kindler, Sonderbeauftragter des Fachverbandes biomedizinische Technik e.V., die Erfolgsmeldungen. Zwar seien noch keine Probleme gemeldet worden, aber viele Stationen seien geschlossen gewesen, und Krankenhäuser hätten sich zum Jahreswechsel auf Notfallbetrieb beschränkt (Umfrage erfolgte am 3. Januar 2000, Anmerkung der Redaktion). Kindler: "Überraschenderweise haben wir nirgendwo einen Ausfall von Embedded Systems gemeldet bekommen. In den nächsten Tagen, wenn es darum geht, die Schadensersatzansprüche mit Herstellern auszuhandeln, könnte sich das ändern." Außerdem werde man erst in den nächsten Tagen beurteilen können, wie es in den Anwendungsprogrammen aussieht. Da erwartet Kindler noch einige Probleme, insbesondere bei der Buchhaltungssoftware und der Laborautomatik.

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Bei uns läuft alles." Ulrich Lissek, Deutsche Telekom

"Es gab überhaupt keine Probleme" Christian Klick, Lufthansa

"Es wird uns fast schon langweilig" Gisela Hawickhorst, Commerzbank

"Nicht mal die Lampen haben geflackert" Sprecher des AKW Neckarwestheim\\"Wir hatten in der Nacht einen einzigen Anruf in unserem Call-Center, um den sich dann 83 Mitarbeiter fast geprügelt haben" Kurt Braatz, Microsoft GmbH