Individualität, Kontext, Reduktion

Erfolgsfaktoren für mobile Anwendungen

26.09.2011
Von Melanie Neul

Erfolgsfaktor 2: Kontext

Die Inhalte mobiler Anwendungen müssen dem Nutzungskontext angepasst sein und dem Anwender einen Mehrwert in seiner aktuellen Situation bieten. Die Frage lautet nicht mehr nur: Was will der Nutzer machen? Sondern auch: Wo will er es machen? Ein Beispiel dafür sind Anwendungen zur Überbrückung von Wartezeiten: Gerade unterwegs verfügt der Nutzer über viel freie Zeit. Ob in der Bahn oder beim Arzt - er ist vielen Wartesituationen ausgesetzt.

Diese Time Slots müssen erkannt und genutzt werden, um "Lückenfüller" in Form relevanter Inhalte und Funktionen bereitzustellen. Dies ist auch ein wesentlicher Aspekt, der zum Erfolg von Mobile Games beigetragen hat. Folgt man Zahlen vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) wurden 2010 über 13 Millionen Spiele-Apps in Deutschland heruntergeladen.

Auch bei Vapiano kann man durch häufiges "Einchecken" Gratifikationen verdienen.
Auch bei Vapiano kann man durch häufiges "Einchecken" Gratifikationen verdienen.
Foto: Vapiano

Den Bezug auf die aktuelle Situation des Nutzers nehmen auch erfolgreiche Location-Based-Apps wie etwa Foursquare, Gowalla oder Facebook Places. Die Funktionsweise der Apps ist einfach. Bei Facebook Places beispielsweise werden dem Nutzer Locations mit Rabattaktionen in seiner Nähe angezeigt, und es wird erfasst, wann und wie oft er einen bestimmten Ort besucht. Befindet sich ein Nutzer beispielsweise gerade in einem Kino und "checkt" dort über Facebook Places ein, wird dadurch sein aktueller Standort in Facebook veröffentlicht und verbreitet. Für die indirekte Werbung erhält er eine Belohnung, beispielsweise in Form eines Kino-Gutscheins. Auch die Restaurantkette Vapiano nutzt Foursquare und spendiert treuen Gästen einen Kaffee, wenn sie durch häufiges Einchecken den Titel des Majors erlangen.

Großes Potenzial bietet auch der Bereich Mobile Commerce. Gerade beim Einkauf kann das Smartphone den Nutzer durch situationsrelevante Inhalte und Funktionen unterstützen. Befindet sich ein User beispielsweise in einem Multimediageschäft, um einen neuen Fernseher zu kaufen, kann er mit der mobilen Anwendung einen Preisvergleich starten. So lässt sich herausfinden, ob es das gewünschte Produkt nicht günstiger gibt - falls ja, kann der Nutzer es komfortabel über den mobilen Shop kaufen.

Neben Preisen und Produktinformationen erhält er aber auch hilfreiche Kundenbewertungen. Bei der App "Barcoo" beispielsweise fungiert die Kamera des Smartphones als Barcode-Scanner und liefert dem Nutzer zusätzlich unabhängige Produktinformationen, Preisvergleiche, Testberichte und Bewertungen anderer Nutzer.

Die Beispiele verdeutlichen, dass eine mobile Optimierung klassischer E-Commerce-Funktionen, wie zum Beispiel die Verkürzung des Bezahlprozesses, alleine nicht ausreicht und eher als eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche App betrachtet werden kann. Vielmehr muss die Anwendung dem Nutzer mobile, situationsrelevante Mehrwerte bieten.