Das Internet bietet IT-Profis Vorteile

Erfolgreiche Stellensuche im World Wide Web

03.01.1997

Hubert Chin, ein ehemaliger IT-Manager bei der Citicorp-Finanzgruppe, suchte online nach einem neuen Job. Er entwarf eine Bewerbung mit Farbfotos, einem Hinweis auf seine Homepage und die Homepages früherer Arbeitgeber sowie einem Link zu einem Java-Applet, das er selbst erstellt hatte. "Ich wollte für jemanden arbeiten, der sich mit dem Internet auskennt", sagt Chin. Schon bald hatte Chin eine Stelle bei der Cy Services Inc. in Dallas, einem Internet-Provider. Nach Einschätzung von Chin ist eine Online-Bewerbung "fast eine Notwendigkeit, wenn man etwas rund um das Internet machen will".

Nicht alle Jobsuchenden müssen soviel Aufwand betreiben. Aber IT-Profis sollten daran denken, daß der Schlüssel zu einer erfolgreichen Stellensuche darin liegt, die Möglichkeiten elektronischer Medien auszuschöpfen. Wenn Bewerber willens sind, Zeit und Energie zu investieren, finden sie Stellenvermittlungs-Dienste, die beim Aufbau der elektronischen Bewerbung beraten, Unternehmensprofile bereitstellen und über E-Mail den direkten Zugang zu potentiellen Arbeitgebern ermöglichen. Nutzt man diese Möglichkeiten, ist es nach Aussagen erfolgreicher Bewerber leichter, einen Job zu finden, der einem wirklich liegt.

"Das Internet ist kein statisches Medium", betont Ben Klau, ein Internet-Stellenvermittler bei Austin Knight in Los Angeles. Diejenigen, die es richtig ausschöpfen, nutzen die Möglichkeit, die Bewerbung mit anderen Informationsquellen zu verbinden. Dynamische Bewerbungen zu entwerfen ist nach Klau nicht so schwer, wie es scheinen mag. So hält unter anderem America Online Programme zur Entwicklung von Web-Seiten bereit, die die Codierung übernehmen.

Eine Online-Bewerbung ist zusammen mit mehreren tausend anderen in einer Datenbank gespeichert, die nach Schlüsselbegriffen abgesucht wird. Anstatt Zeit damit zu verschwenden, aufwendige Texte zu schreiben, sollte man daher seine Berufspraxis durchgehen und sie in Schlüsselbegriffe gliedern, die bei der Stichwortsuche brauchbar sind. Diese Wörter reichen von Internet, Web und Java über SAP R/3 bis hin zu Client-Server und Windows NT.

Ein weiterer Vorteil des Internet sind seine Nachforschungsmöglichkeiten. Stellensuchende lernen Unternehmen und Märkte durch das Abrufen von Firmen-Homepages, Online-Zeitungen und Archiven kennen. Das Studium diverser Unternehmens-Homepages verhalf Seth Ravin, einem Installationsservice-Manager, zu einer Stelle bei Peoplesoft in Pleasanton, Kalifornien. Ravin verbrachte Stunden mit der Suche nach Firmen und fand schließlich eine, die mehr Informationen bot als andere. Peoplesoft veröffentlichte finanzielle Informationen, Wachstumsraten und Unternehmensrichtlinien online. "Früher", so Ravin, "fingen die Leute bei einer Firma an, ohne sie richtig zu kennen. Ich wußte über das Unternehmen Bescheid, bevor ich mich dort bewarb." Dieser Weg braucht allerdings etwas mehr Zeit und Engagement, als einen Jobvermittler anzurufen und ihn mit der Stellensuche zu beauftragen.

IT-Qualitäts-Managerin Clare Carter suchte regelmäßig Web-Seiten ab und fand dabei heraus, welche Berufe gefragt waren. "Man muß jeden Tag dranbleiben und die Augen offenhalten. Manchmal war nichts dabei." Indem sie ihre Bewerbung durch "Career Mosaic" veröffentlichte sowie Datenbanken und Firmen-Homepages durchforstete, kam sie schließlich zu ihrer jetzigen Stelle bei Filoli Information Systems, einem Softwarehaus in Palo Alto, Kalifornien.

Der Systementwickler Steve Ebbets arbeitete für einen Auftragnehmer der Regierung in Washington und begann, an den Zukunftsperspektiven seines Arbeitgebers zu zweifeln. Er hatte gerade angefangen, mit dem Gedanken an einen neuen Job zu spielen, als er sich technische Informationen von Shivas Homepage herunterlud und beschloß, sich auch die Stellenanzeigen hinsichtlich Kommunikationssoftware anzusehen. Tatsächlich hatte Shiva eine Stelle offen, die sowohl Erfahrungen mit Regierungsaufträgen als auch technische Fähigkeiten erforderte. "Ich schickte ihnen eine Bewerbung per E-Mail", so Ebbets, "drei Wochen später bekam ich einen Anruf." Anfang dieses Jahres konnte er bei Shiva anfangen.

Fünf Tips für Jobsuchende

Margaret Reilly ist in den USA eine anerkannte Expertin für die Online-Stellensuche. Auf Grundlage ihrer Erfahrungen als Unternehmensberaterin veröffentlichte sie "The Guide to Internet Job Searching". Stellensuchenden hilft sie darüber hinaus unter der Internet-Adresse www.jobtrack.com/jobguide. Jobsuchenden, die den Online-Weg gehen wollen, gibt sie fünf Tips:

1. Beim Durchforsten von Datenbanken sollte sich der Jobsuchende nicht zu sehr auf Berufsbezeichnungen fixieren, denn nicht jedes Unternehmen verwendet denselben Begriff für dieselbe Stelle. Die Suche sollte vielmehr von Begriffen ausgehen, die die eigenen Fähigkeiten beschreiben.

2. Der Bewerber sollte sich auch nicht zu sehr auf Datenbanken mit großen Namen verlassen. Die eigene Recherche sollte auch an weniger frequentierte Informationsquellen führen. Das sollte ein normaler Bestandteil der Jobsuche sein, etwas Zeit sollte man auch speziellen Sites widmen.

3. Mit der Veröffentlichung der Bewerbung bei einem Vermittler geht die 100prozentige Kontrolle verloren. Bedarf der Kandidat keiner Hilfestellung bei der Anfertigung der Bewerbung, sollte er große Web-Sites oder Usenet-Newsgroups nutzen, wo die Veröffentlichung kostenlos ist.

4. Wird der Interessent von einem Vermittler oder einem Unternehmen kontaktiert, das ihm unbekannt ist, sollte er, bevor er sich näher mit dem Angebot beschäftigt, genau prüfen, mit wem er es zu tun hat.

5. Wichtig ist schließlich, den Anweisungen des potentiellen Arbeitgebers zu folgen. Wenn das Unternehmen verlangt, die Bewerbung zu faxen, sollte man sie nicht per E-Mail verschicken. Dieser Fehler wirkt sich unter Umständen fatal aus, zeigt er doch, daß der Bewerber Instruktionen nicht befolgen kann.