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Erdnussbutter-Manifest: Ein Yahoo-Manager redet Tacheles

20.11.2006

Yahoo betreibt unterdessen einen Online-Gemischtwarenladen und kann wohl selbst nicht genau erklären, welches Angebot dabei das wichtigste ist. Das Programm reicht von E-Mail, Nachrichten und Finanzdiensten über Online-Dating und Phantasiesportarten bis hin zu zugekauften Social-Networking-Sites (Flickr, Del.icio.us). Garlinghouse kritisiert die fehlende Linie, Unternehmen müssten sich auf bestimmte Aktivitäten konzentrieren und weniger wichtige fallen lassen. Der Yahoo-Manager sagte nicht, welche Services verzichtbar seien. Einige Analysten hatten jedoch bereits vorgeschlagen, die Dating-Site sowie die Services für Kleinunternehmen - insbesondere das Webhosting - abzustoßen.

Garlington empfiehlt eine tief greifende Reorganisation des Konzerns. Die Personaldecke solle um 15 bis 20 Prozent zurechtgestutzt werden, auch im Management müssten "Köpfe rollen". "Hört auf, Erdnussbutter zu essen", heißt es in dem Memo - Garlington selbst hasse übrigens diese Leibspeise vieler Amerikaner.

Yahoo-Mitgründer Jerry Yang und CEO Terry Semel (rechts)- ein Bild aus besseren Zeiten
Yahoo-Mitgründer Jerry Yang und CEO Terry Semel (rechts)- ein Bild aus besseren Zeiten

Dem Wirtschaftsblatt zufolge gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Yahoo-Spitze nun aufgewacht ist. Chief Operating Officer Dan Rosensweig soll Garlington damit beauftragt haben, eine Gruppe von Yahoo-Mitarbeitern anzuführen, um das Angebotsportfolio des Online-Portals kritisch zu sichten und Vorschläge in Sachen Fokussierung zu unterbreiten. Auch CEO Terry Semel hatte angedeutet, dass sich Yahoo verstärkt auf Kerngeschäftsfelder konzentrieren wolle. "Wir müssen zurück zu den Basics und einige wenige Schlüsselprioritäten verfolgen", sagte der Yahoo-Boss nach der Bekanntgabe der letzten Quartalsergebnisse, die alles andere als erfreulich ausgefallen waren.

Zu priorisieren sind laut Semel Video, mobile Angebote (siehe Kooperation mit Vodafone) und die Social-Network-Sites (erst vergangene Woche meldete Yahoo die Übernahme der auf Wettbewerbe spezialisierten Web-2.0-Site Bix.com). Außerdem werde man kontextabhängige Werbung im Umfeld von Suchergebnissen, aber auch das Geschäft mit Display-Anzeigen vorantreiben. Die Hoffnungen Semels ruhen auf einer neu eingeführten Software zum Disponieren von Anzeigen, mit der Yahoo zu Googles Adword-Modell aufschließen möchte.