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Epson USA überwachte die E-Mail seiner Angestellten

21.09.1990

FRAMINGHAM (IDG) - Eine Kündigung brachte den Stein ins Rollen: Am 25. Januar 1990 feuerte Robert Hillseth, Systemverwalter in Epsons US-Hauptquartier in Torrance, Kalifornien, die für das E-Mail-System zuständige Alana Shoars. Der Grund, so Shoars: Sie weigerte sich, Tausende von paßwortgeschützten Meldungen "abzuhören" und auszudrucken.

In einer Klage, die Anwalt Noel Shipman im Namen Hunderter Epson-Angestellter einreichte, heißt es, daß Hillseth seit einem Jahr illegal Botschaften abhörte, die über das Gateway zwischen Epsons Computersystem und dem externen E-Mail-Dienst der MCI Communications Corp. liefen. Für jeden einzelnen Abhörfall fordert Shipman pro Person 3000 Dollar Schadenersatz.

Ein Firmensprecher wies die Vorwürfe zurück und erklärte, es würden nur solche Meldungen gelesen, die bei der routinemäßigen Netzadministration und der Beseitigung von Problemen erwischt würden. In einem Rundschreiben wies das Unternehmen seine Mitarbeiter darauf hin, daß sämtliche elektronischen Dienste nur für den Dienstgebrauch zur Verfügung stünden. Aufgrund von Erfordernissen der Netzwartung sowie zur Verhinderung von Systemmißbrauch könne die Vertraulichkeit von Dokumenten und Botschaften nicht garantiert werden. Netzadminstratoten anderer Unternehmen sehen solche Sachzwänge nicht. "Ich kann mir keinen Fall vorstellen, in dem ich den Inhalt einer Botschaft wissen müßte, damit das System läuft", erklärte einer von ihnen.