Hersteller zahlt Milliarden für Octane

Epiphany erweitert Portfolio an analytischen Anwendungen

31.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Der Anbieter von analytischen Anwendungen Epiphany, Palo Alto, übernimmt für rund 3,2 Milliarden Dollar in Aktien den Konkurrenten Octane. An der Börse kam der Deal nicht gut an: Der Hersteller musste drastische Kursabschläge hinnehmen.

Wo früher Millionen flossen, sind es heute Milliarden, die bei Mergern meist in Form von Aktien verschoben werden. Dennoch müssen die Börsenspekulanten den Kaufpreis für vertretbar halten. Diese Erfahrung musste erst kürzlich der Spezialist für Software zum Lieferketten-Management I2 Technologies machen: Nach der Übernahme von Aspect Development gegen 8,6 Milliarden Dollar in Aktien gab der Kurs um 16 Prozent nach. Grund: Analysten hielten den Deal für überteuert. Ebenso erging es nun Epiphany. Dieser wurde nach der milliardenschweren Übernahme von Octane, einem nicht börsennotierten Start-up-Anbieter für Web-basierte Kundenbindungssoftware, sogar mit einem Kursverlust von 24,9 Prozent bestraft, der sich bis heute auf rund 50 Prozent erhöht hat.

Octane soll E4-Suite komplettierenEpiphanys Chief Executive Officer Roger Siboni betont indes ungeachtet der Skepsis von Analysten die strategische Bedeutung Octanes, das mit seiner Kunden-Management-Software einen wichtigen Baustein für das eigene Portfolio liefere. Dieses wird als Produktsuite "E4" vertrieben, die eine Brücke zwischen herkömmlichen Anwendungen für Business Intelligence und solchen für die Verwaltung von Kundenbeziehungen (Customer Relationship Management = CRM) schlagen soll.

Anders als in der Presse zu lesen war, streben Epiphany oder etwa dessen ärgster Konkurrent Broadbase Software keinen Wettkampf mit etablierten CRM-Anbietern à la Siebel an, sondern erweitern deren Lösung vielmehr um analytische Anwendungen. Diese basieren auf einem Data Mart, das mit Hilfe von Technik für die Extraktion, Transformation und das Laden (ETL) von Daten ständig gefüllt und aktualisiert wird. Anschließend werten die eigentlichen Anwendungen beispielsweise Kundendaten aus dem One-to-One-Marketing aus, nehmen Marktsegmentierungen vor oder helfen Web-basiertes Kampagnen-Management auszuwerten.

Der Markt für analytische Anwendungen verspricht in den kommenden Jahren ein großes Geschäft zu werden. Derartige Produkte bieten zum einen eine Integration von externen Daten (Kunden, Berichte, Finanzdaten etc.) in bestehende Vertriebslösungen und eine Ausdehnung in Richtung Web. Dabei geht es nicht nur um die Kundenbindung, sondern auch um die Optimierung von Business-to-Business-Beziehungen. Zum anderen werden rein Web-basierte kommerzielle Anbieter derartige Systeme benötigen, um ihre ganz auf das neue Medium ausgerichteten Vertriebsaktivitäten hinsichtlich der Kundengewinnung bewerten zu können. Epiphany, das erst seit drei Jahren besteht, versucht daher möglichst schnell eine gute Ausgangsposition für das erhoffte Geschäft einzunehmen. Dabei ist Eile geboten, da mittlerweile neben Anbietern von Unternehmenssoftware wie etwa Peoplesoft vor allem auch Spezialisten für Business Intelligence wie Hyperion, Business Objects oder seit kurzem Informatica den Markt entdeckt haben. Epiphany ist bisher hierzulande nicht vertreten und unterhält lediglich ein Büro in England. Broadbase führt bereits seit Juni 1999 eine Dependance in Frankfurt am Main.