Entwicklungswerkzeuge aus Japan Hitachi und Fujitsu draengen mit OO-Tools auf den Westmarkt

19.08.1994

SAN FRANZISKO (CW) - Objektorientierte Entwicklungswerkzeuge made in Japan gab es auf der Object World in San Franzisko zu bestaunen: Hitachi zeigte eine Entwicklungsumgebung mit der Bezeichnung "Object IQ", Fujitsu praesentierte das visuelle Programmiersystem "Intelligent Pad" und das GUI-Toolkit "Graphicspower".

Mit Object IQ bringt Hitachi voraussichtlich gegen Ende dieses Monats eine Software-Umgebung auf den Markt, die Objekttechnik mit regelbasierter Programmierung und prozeduraler Entwicklung verbinden soll. Dazu nutzt das System zwar eine proprietaere Sprache. Doch versichert der Anbieter, dass sich die Anwendungen ueber integrierte Interfaces in C- oder C++ Applikationen einbetten liessen (beziehungsweise umgekehrt).

Zum Object-IQ-Werkzeugkasten gehoeren zudem das Client-Server-Tool "Object IQ-DF" und das Objektverwaltungssystem "Object Reuser". Mit Hilfe einer allgemeinen DBMS-Schnittstelle koennen Object-IQ- Anwendungen, so Hitachi, auf die relationalen Datenbanksysteme von Oracle, Sybase, Ingres, Informix und HP ("Open ODB") zugreifen. Als Hardwarebasis kommen zunaechst Sun Sparc, HP9000 und RS/6000, spaeter auch PCs mit Windows 3.1 in Frage.

Weiter in der Zukunft liegen die Auslieferungstermine, die Fujitsu fuer Intelligent Pad und die Windows-Version von Graphicspower nennt. Die Unix-Ausfuehrung des GUI-Toolkits - Ergebnis eines Gemeinschaftsprojekts von Fujitsu mit ICL - ist seit kurzem auf dem Markt. Ende des Jahres soll die Basisausfuehrung der fuer Windows 3.1 konzipierten Produktversion folgen. Zusaetzlich geplant sind eine Klassenbibliothek fuer Dialoganwendungen ("Graphicspower/Dialog") und ein Tool fuer Visual Basic ("Graphicspower/VB").

Offenbar als Konkurrenz zu Microsofts Component-Software-Produkt will Fujitsu Anfang des kommenden Jahres Intelligent Pad (IP) lancieren. Nach Anbieterangaben wurde IP als Multiplattform- Software konzipiert - fuer Windows, Macintosh und Unix-Systeme. Der Entwickler sei damit in der Lage, Applikationen in Komponenten aufzubrechen, ueber Rechnergrenzen hinweg zu verteilen und in neuen Zusammenstellungen wiederzuverwenden.

Eine Reihe solcher Softwarepartikel ("Pads" genannt), beispielsweise fuer die Handhabung von Text, Daten, Bildern und Videosequenzen oder auch fuer die Verbindung zu Datenbanken, sollen bereits im Lieferumfang des Produkts enthalten sein. Um die Entwicklung weiterer Komponenten zu forcieren, hat Fujitsu im vergangenen Jahr das "Intelligent Pad Consortium" gegruendet, zu dessen Gruendungsmitgliedern neben dem IP-Entwickler Yuzuru Tanaka, Professor an der Universitaet von Hokkaido, auch Hitachi Software zaehlt. Allerdings duerfte Microsofts Vorsprung am Markt kaum noch aufzuholen sein.