Entwicklung bringt dem Arbeitsmarkt keine Impulse IT: US-Regierung rechnet fuer 1994 mit kraeftigem Aufschwung

04.02.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Der nordamerikanischen Computerindustrie steht ein Boom-Jahr bevor. Einer Studie des amerikanischen Handelsministeriums zufolge werden die meisten Segmente dieser Branche 1994 ein zweistelliges Wachstum aufweisen koennen. Die rosigen Aussichten wirken sich jedoch nicht auf den Arbeitsmarkt aus: Bei den Hardwareherstellern duerften etwa 10000 Beschaeftigte ihre Jobs verlieren.

Das Handelsministerium stuetzt die positive Prognose in der zum 35. Mal veroeffentlichten Studie "US Industrial Outlook" auf mehrere Trends. Die sich langsam erholende US-Wirtschaft, die kuerzlich unterzeichneten Handelsabkommen, die weniger restriktive Kontrolle von Exporten, die weitere Deregulierung der Telekommunikationsindustrie und schliesslich die Auswirkungen des von der Regierung gesponserten "Data-Superhighway" truegen zu dieser Entwicklung bei.

So duerften die wichtigsten Segmente der IT-Industrie zwischen zwei- und fuenfmal so schnell expandieren wie die US-Wirtschaft als Ganzes, der fuer 1994 ein Plus von drei Prozent vorausgesagt wird. Fuer den Hardware- und Peripheriesektor stellt selbst eine relativ bescheidene Umsatzsteigerung von sechs Prozent einen grossen Schritt nach vorn dar, da sich die kraeftigen Stueckzahlzuwaechse wegen des Preisverfalls nicht mehr automatisch in Wertwachstum niederschlagen.

Der Aufschwung in den Bereichen Datenverarbeitung und Netzwerkservices wird laut Ministerium auch durch die Zunahme des elektronischen Handels (Electronic Commerce) und einer Reihe anderer neuer Services vorangetrieben. Bis 1998 werde das IT- Geschaeft jaehrlich im Durchschnitt 14 Prozent zunehmen, wozu die Reform des Gesundheitswesens und der Ausbau der Informations- Infrastruktur in den spaeteren Jahren wichtige Beitraege leisten duerften.

Jeffrey Garten, Undersecretary of Commerce for International Trade, bezeichnete den Computer- und den Automobilsektor als die Wachstumsmotoren fuer 1994. Allerdings bedauerte er, dass sich diese positive Entwicklung nicht auch in den Beschaeftigungszahlen niederschlagen werde.

Tatsaechlich duerften die Hardwarehersteller etwa 10000 Stellen streichen; schon im vergangenen Jahr bauten sie 15000 Arbeitsplaetze ab. So wird die US-Hardware-Industrie Ende 1994 statt 200000 nur noch 190000 Beschaeftigte aufweisen. Die meisten Jobs gehen dem Ministerium zufolge in der Verwaltung, dem Vertrieb und dem technischen Support verloren.

Obwohl sich die Exportchancen durch die laxeren Kontrollen und das Erstarken ausseramerikanischer Volkswirtschaften verbessern duerften, rechnen die Verfasser der Studie in diesem Jahr mit einer Ausweitung des Handels-defizits im Computersektor von 13 Milliarden auf 17 Milliarden Dollar. Vor allem im Peripherie- bereich wuerden japanische Produkte das Ungleichgewicht verstaerken.

"Die Zahlen des Ministeriums erscheinen mir konservativ", sagte Neeraj Vohra, Computer-analyst bei Standard & Poors, New York, gegenueber der CW-Schwesterpublikation "Computerworld". Vohra bestaetigte die Regierungsprognose, derzufolge die Exporte der US- Computerindustrie - trotz des Handelsbilanzdefizits - stark zunehmen werden. Besonders das North American Free Trade Agreement (Nafta), die schnell wachsenden Maerkte in Lateinamerika und die potentielle Erholung der europaeischen Volkswirtschaften bieten seiner Meinung nach eine Fuelle von Moeglichkeiten. Vor allem Lieferanten von Software und Netzwerkprodukten, so der Analyst weiter, duerften von der Entwicklung profitieren.

Das Handelsministerium geht davon aus, dass 1994 der Markt fuer Fertigsoftware in Japan, Asien und Lateinamerika sich um 19 bis 21 Prozent ausdehnen wird. Ausserdem wachse der Verkauf von LAN- Equipment in Europa um insgesamt 14 Prozent, wobei allein Router um 37 Prozent zulegen sollen.