Entwickler-Software fuer Windows 95 konkurriert mit Intels DCI- Initiative Microsoft und Intel sind uneins ueber Multimedia-Bibliotheken

09.06.1995

SAN MATEO (IDG) - Microsoft hat in diesen Tagen die ersten Exemplare einer Multimedia-Programmbibliothek an Softwarehaeuser in den USA ausgeliefert. Das "3D Device Driver Interface" und die "Direct"-Bibliotheken bieten die gleichen Funktionen wie Intels Multimedia-Standard "Native Signal Processing". Trotzdem wollen beide Unternehmen von einer Konkurrenzsituation nichts wissen.

Ende Mai lieferte Microsoft die ersten Exemplare der Entwicklersoftware fuer "3D Device Driver Interface" (3D DDI) aus, die zusammen mit der Programmbibliothek "Direct-Sound" die Entwicklung von Multimedia-Software fuer jede Sound-Karte moeglich macht. Zusammen mit den zwei Programmbibliotheken "Direct-Draw" und "Direct-Play" hat Microsoft damit die Grundlage der Multimedia-Funktionen von Windows 95 geschaffen.

Intel wirbt im Gegenzug seit einiger Zeit fuer die Kombination aus "Native Signal Processing" (NSP) und "Display Control Interface"(DCI), zwei Funktionen, die in etwa Vergleichbares wie die Bibliotheken von Microsoft leisten. Intel hatte DCI sogar gemeinsam mit Microsoft entwickelt.

Nach den offiziellen Statements beider Firmen ergaenzen sich die Definitionen der beiden Marktfuehrer. In der CW- Schwesterpublikation "Infoworld" aeusserten Marktbeobachter allerdings Zweifel an dieser Darstellung: Es sei zu befuerchten, dass die Inkompatibilitaeten zwischen den Loesungen Softwarehaeuser und Hardwarehersteller - und damit auch die Anwender - in grosse Schwierigkeiten braechten.

Die "Infoworld" zitiert mehrere Entwickler, die nach eigenen Angaben zwischen zwei Stuehlen sitzen. "Microsoft wird natuerlich darauf bestehen, dass wir ihre Loesung beruecksichtigen, nicht die von Intel. Die Chance den Multimedia-Markt zu kontrollieren, kann sich Microsoft nicht entgehen lassen", lautet eine Meinung.

"Bis Microsoft und Intel sich geeinigt haben, werden wir die Arbeit an Intels NSP-Technik auf Eis legen", kuendigte Sohail Khan an, Vice-President von AT&Ts Unternehmensgruppe fuer ICs in der Kommunikationstechnik. Auch der Modem-Hersteller U.S. Robotics Inc. hat sich zur Microsoft-Loesung bekannt. Eine endgueltige Entscheidung gegen Intels NSP sei damit aber noch nicht gefallen, verlautet aus dem Unternehmen.

Dass sich beide Definitionen unter einen Hut bringen lassen, behaupten sowohl Microsoft- als auch Intel-Vertreter.

Um den eigenen Standard durchzusetzen, hat sich Microsoft inzwischen der Unterstuetzung von Firmen wie ATI Technology Inc., S3 Inc., Cirrus Logic Inc. und Tseng Labs Inc. versichert. Allerdings arbeiten die vier Grafikkartenhersteller auch mit Intel bei der Umsetzung von DCI zusammen. Offenbar wollen die Grafikkartenhersteller anfangs beide Moeglichkeiten unterstuetzen, doch dies duerfte keine Loesung auf Dauer sein.