Enttaeuschte Hoffnungen bringen DEC-Aktien erneut ins Rutschen Von Arnd Wolpers*

04.03.1994

Die Erwartungen der Analysten fuer das zweite Quartal des laufenden Geschaeftsjahres (1. Oktober 1993 - 31. Dezember 1993) wurden nicht erfuellt. Die Digital Equipment Corp. musste 53 Cent Verlust je Aktie ausweisen. Gelingt es nicht, weitere umfangreiche Kostensenkungen und die schnellere Markteinfuehrung neuer Produkte durchzusetzen, duerfte das gesamte, am 30. Juni 1994 auslaufende Geschaeftsjahr mit einer negativen Bilanz enden. Um den Umsatz pro Mitarbeiter von jetzt unter 150 000 Dollar auf den Branchendurchschnitt von 200 000 Dollar zu verbessern, muesste konzernweit die gegenwaertige Personalstaerke von 90 000 auf 60 000 Angestellte reduziert werden.

DEC wickelt ueber 50 Prozent seiner Verkaeufe in Europa ab. Die tiefgreifende Konjunkturschwaeche der meisten europaeischen Volkswirtschaften macht dem Unternehmen ueberdurchschnittlich zu schaffen. In den kommenden zwoelf bis 18 Monaten sollen bis zu 6000 der derzeit knapp 30 000 Stellen in Europa abgebaut werden. Die Digital Equipment Deutschland GmbH wird bis Ende 1994 1000 von zuvor 6200 Arbeitsplaetzen gestrichen haben.

Da an der Boerse Zukunft gehandelt wird, koennte man jetzt mit der Faustregel "Buy on bad news" eine Kaufempfehlung aussprechen. Beunruhigend ist jedoch, dass die Aktie die Tiefstkurse von Ende 1992 erneut unterschritten hat. Die vergangenen sechseinhalb Jahre sind eine unendliche Geschichte immer wieder vergeblicher Hoffnung, dass DEC den Turnaround endlich schaffen werde. Fuer Europa wurde dies jetzt fuer das kommende Geschaeftsjahr angekuendigt. Vielleicht kann das Unternehmen mit der neuentdeckten Kundenorientiertheit dieses Mal das Tal der Traenen hinter sich lassen. Nur Kostenkontrolle und neue kundenorientierte Produkte koennen dabei helfen.

Als Begruendung von Kaufempfehlungen fuer die Digital-Aktie dient immer wieder das Argument, die Aktie notiere unter Buchwert. Das tat sie jedoch erstmals schon 1990 und danach 1992 und 1993. Tatsache ist, dass die Boerse erwartete Verluste und damit einhergehende Buchwertauszehrung vorwegnimmt. Wir bleiben bei unserem Ratschlag vom Januar 1993. Die DEC-Aktie befindet sich in einem nachhaltigen Abwaertstrend. Der Kurs hat sich seit seinem Hoch 1987 gesiebtelt. Man soll sich nicht gegen den Trend stemmen. Die Aktie weiter meiden.

*Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig und zuverlaessig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und -auswertung koennen wir fuer Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch staerkere Kursschwankungen gekennzeichnet.