Entlassungen und Werksschliessung Die Alcatel SEL AG beschliesst jetzt rigorose Sparmassnahmen

25.11.1994

MUENCHEN (CW) - Der Elektronikkonzern Alcatel SEL AG zieht die Konsequenzen aus den miserablen Geschaeftsergebnissen. Insgesamt 5300 Arbeitsplaetze will er bis Ende 1995 abbauen. Zudem sollen die Werke in Mannheim und dem saechsischen Rochlitz geschlossen werden.

Bis vor kurzem plante Alcatel die Streichung von 3500 Stellen fuer 1994 und 1995. Jetzt sollen weitere 1800 Arbeitsplaetze wegfallen. Zudem beschloss der Konzern die Schliessung der Werke in Mannheim und Rochlitz, in denen 630 beziehungsweise 390 Mitarbeiter beschaeftigt sind. Damit reduziert sich die Anzahl der Beschaeftigten bis Ende naechsten Jahres auf 16 000.

Der Vorstand von Alcatel begruendet diese einschneidenden Massnahmen mit der dramatischen Ergebnisverschlechterung. Nach 5,6 Milliarden Mark Umsatz im vergangenen Jahr wird fuer 1994 mit einem weiteren Rueckgang um knapp vier Prozent auf 5,4 Milliarden Mark gerechnet, berichtet das "Handelsblatt".

Den operativen Verlust beziffert der Elektronikkonzern in diesem Jahr auf rund 300 Millionen Mark. Zudem muessten noch zusaetzlich Rueckstellungen fuer Restrukturierungsmassnahmen in Hoehe von 200 Millionen bis 300 Millionen Mark beruecksichtigt werden. Eine Verkleinerung des deutschen Teilkonzerns, dessen Kosten um 400 Millionen Mark gesenkt werden sollen, sei der einzige Weg aus der Verlustzone. Die Fuehrungsriege von Alcatel hofft, 1996 wieder schwarze Zahlen schreiben zu koennen. Angestrebt werde ein Umsatz von ueber fuenf Milliarden Mark und ein "deutlicher" operativer Gewinn.

Zurueckhaltung bei Auftraggebern

Die Tochter des franzoesischen Alcatel-Alsthom-Konzerns begruendet die schlechte Ergebnisentwicklung vor allem mit der Zurueckhaltung der Telekom, der Bundesbahn und der Bundeswehr sowie mit dem scharfen Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt.

Massnahmen zur Restrukturierung laufen bereits seit einiger Zeit. Im Fruehjahr hat Alcatel beschlossen, die Produktion von Telefonuebertragungstechnik in Stuttgart einzustellen. Am 1. Juli hat die deutsche Tochter den Bereich Mobilkommunikation in eine eigene GmbH ausgegliedert. Anfang naechsten Jahres soll der gesamte Unternehmenssektor Buerokommunikation, in dem momentan 3000 Mitarbeiter beschaeftigt sind, rechtlich selbstaendig werden.