RAAD über SAPs SOA-Strategie

Enterprise SOA - wo bist Du?

16.07.2009
Von RAAD Research
Viel ist in den letzten Jahren über Service-orientierte Architekturen geschrieben worden. Auch die SAP hat ihren Teil zum exponentiellen Wachstum an Dokumenten und Informationen im Internet rund um das Thema SOA beigetragen.

Die Anzahl an Dokumenten rund um Service-orientierte Architekturen ist in den letzten Jahren exponentiell gewachsen. Unter dem Stichwort "SOA" listet Google mehr als 40 Millionen Suchergebnisse auf. Auch SAP hat ihren Teil zum enormen Wachstum an Dokumenten und Informationen rund um das Thema SOA beigetragen.

Vor etwa vier Jahren trat SAP das erste Mal am Markt mit ihrer Version der Serviceorientierung auf: eSOA oder Enterprise SOA - mehrere Namenstransformationen hat das Modell seitdem durchlaufen. Hierbei sollte es sich nicht um eine x-beliebige SOA handeln, sondern um eine höherwertige mit Geschäftslogik wurde präsentiert. Man kann sich an dieser Stelle natürlich fragen, was die anderen Anbieter im Bereich SOA mit ihren Produkten eigentlich machen.

Für SAP, im Vergleich zu IBM, BEA oder Software AG ein Neuling im Bereich Middleware, war dies allerdings ein guter Schachzug. Sie hielt sich dadurch aus den eher technisch orientierten Diskussionen über Middleware in den IT-Abteilungen heraus und platzierte das Thema gleich dort, wo es nach Meinung vieler Experten zu einem guten Teil auch hingehört: im Business.

Der vermeintliche Abgesang auf traditionelle IT-Leiter begann und neue Berufsbilder wie der CPIO (Chief Process and Innovation Officer) entstanden. Hierdurch grenzte sich SAP stark vom Wettbewerb ab und erschuf sich so einen eigenen Markt. Auch wenn technisch längst nicht alles ausgereift war, was SAP im ersten Schritt an Produkten und Konzepten zu bieten hatte, konnte sie doch einen großen Teil der Aufmerksamkeit für sich verbuchen. Mehr als eine Million Einträge liefert Google aktuell zum Suchbegriff "Enterprise SOA" - mit beachtlichen Steigerungsraten. Im letzten Jahr sind fast 100000 Seiten dazugekommen und davon allein 20000 im letzten Monat.

SAPs Anteil hieran wird in Zukunft allerdings geringer ausfallen, wie ein Blick auf die aktuellen Internet-Seiten der SAP zeigt. Man muss schon suchen, bevor man den Begriff "Enterprise SOA" findet. Ohne dass es angekündigt wurde, hat man die Kommunikation geändert. SAP spricht heute auf den ersten Metern "nur noch" von SOA. Bohrt man tiefer, findet man Enterprise Services und noch tiefer findet man Broschüren aus dem Jahr 2006, die die "Enterprise service-oriented Architecture" erklären. Ist dies der Abgesang auf Enterprise SOA?

Gerade wurde noch spekuliert, dass SAP Business ByDesign möglicherweise nie die Marktreife erreichen wird, und nun hat es klammheimlich Enterprise SOA erwischt? Vielleicht hat SAP erkannt, dass ein Sonderweg - so es technologisch überhaupt einer ist - zwar Aufmerksamkeit beschert, aber die Kunden eventuell mehr verwirrt als begeistert. Regelmäßige Umfragen von RAAD innerhalb der SAP-Bestandskundschaft zeigen zumindest, dass die SOA-Adoption der SAP-Klientel, gemessen am Einsatz des Enterprise Service Bus XI/PI und der Business Prozess Plattform des SAP NetWeavers, nur langsam voranschreitet.

SOA-Adoption bei SAP-Bestandskunden.
SOA-Adoption bei SAP-Bestandskunden.
Foto: RAAD Research

Auch bei den SAP-Kunden muss man Enterprise SOA suchen. Eine Umfrage von RAAD Ende 2008 bei mehr als 2.500 IT-Leitern von SAP-Kunden in Deutschland ergab, dass 14 Prozent der Unternehmen aktiv die SAP NetWeaver Komponente XI/PI einsetzen und damit überhaupt technologisch und von der Mitarbeiterkompetenz her den Weg in Richtung SOA im Sinne der SAP gehen. Hierbei fallen Unternehmen, die beispielsweise Software von SAP-Partnern über den SAP NetWeaver anbinden lassen, nicht unter diese Definition.

Zwei Prozent der Kunden gaben an, die Business Process Plattform zu nutzen, welche die Grundlage für Enterprise SOA ist. Beide Anteile blieben innerhalb der letzten beiden halbjährlich durchgeführten Befragungen in Deutschland annähernd konstant. SAP hatte sich wahrscheinlich eine konsequentere Umsetzung bei ihren Kunden versprochen, zumal durch die SOA-Einführung IT-Kosten reduziert werden sollen, was eigentlich den Nerv eines jeden IT-Managers treffen müsste. Der Weg dorthin ist jedoch lang, wie zahlreiche Studien und Erfahrungsberichte zeigen.

Außerdem stand für viele Unternehmen in den letzten zwei Jahren vor allem die Migration auf SAP ERP 6.0-Technologie im Vordergrund und weniger die Adoption eines neuen IT-Paradigmas. Ein großer Teil der SAP-Anwender sitzt heute auch noch auf produktiven R/3-Systemen, für die die Umsetzung einer SOA mit dem SAP NetWeaver als zentraler Komponente noch in weiter Ferne liegt. Zwar sind viele Unternehmen jetzt auf dem Weg, SOA technologisch umsetzen zu können.

Häufig mangelt es in Unternehmen aber nicht nur an der vorhandenen Technologie, sondern auch an den organisatorischen Voraussetzungen - Stichwort IT-Business-Alignment. So ergab eine RAAD-Umfrage in Zusammenarbeit mit dem itSMF zum Thema IT-Service-Management im Jahr 2008, dass etwa 30 Prozent der Unternehmen im gehobenen Mittelstand und aufwärts noch kein definiertes IT-Service-Management einsetzen. In weniger als 10 Prozent der befragten Unternehmen wurden sowohl operativ als auch strategisch Methoden des IT-Service-Managements eingesetzt, damit IT-Organisationen Geschäftsprozesse bestmöglich unterstützen können. Im Bereich IT- und SOA-Governance haben die Unternehmen noch reichlich Nachholbedarf.

Über RAAD Research

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