Enterprise Architecture treibt SOA

05.10.2006
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Schließen sollen die Lücke so genannte Enterprise-Architekten, die sowohl über IT- als auch über Business-Know-how verfügen. In der Praxis sind solche Experten Mangelware. Starke erntete für seine Empfehlungen denn auch nicht nur Zustimmung von den Konferenzbesuchern. Unklar blieb insbesondere, woher die Unternehmen solcherart qualifizierte Kräfte nehmen sollen. Da es keine dedizierten Ausbildungswege für Enterprise-Architekten gebe, gelte es, diese Spezies zu "züchten", entgegnete der IT-Berater. Aus seiner Sicht eigneten sich Softwarearchitekten am ehesten; allerdings müssten sie zusätzliche Qualifikationen erwerben, um die Akzeptanz der Fachabteilungen zu gewinnen.

Wo sind die Architekten?

"Semantische Integration ist die eigentliche Herausforderung in der SOA", erklärt Johannes Helbig, CIO Deutsche Post Brief.
"Semantische Integration ist die eigentliche Herausforderung in der SOA", erklärt Johannes Helbig, CIO Deutsche Post Brief.

In Fachkreisen ist diese Sicht umstritten. Joachim Schelp und Robert Winter von der Universität St. Gallen beschreiben den Architekten im Kontext von Enterprise Architecture Management (EAM) als eine Art Tausendsassa: Er kommuniziere sowohl mit Fachabteilungen als auch mit Entwicklern, verstehe Geschäftsprozesse und technische Details und besitze noch dazu die Fähigkeit, ein Konzept "leitend wie auch durchführend umsetzen zu können". In der Summe ergebe sich ein Anforderungsprofil, das kaum ein Mitarbeiter allein abdecken könne. Die Experten raten deshalb zu gemischten Architektenteams aus IT- und Fachabteilungen.

Fachliche Services

Johannes Helbig, CIO des Post-Konzernbereichs Brief, verwies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung fachlicher Services. Im Rahmen einer Enterprise Architecture erforderten SOA-Initiativen eine dedizierte Verwaltung des Serviceportfolios, verbunden mit einem konsistenten Service-Lifecycle-Management. Die Deutsche Post setze dabei auf ein fachliches Domänenmodell, das die Grundlage der SOA bildet. Auf diesem Weg lasse sich die "semantischen Integration" bewerkstelligen, die aus seiner Sicht zu den Kernelementen einer SOA gehört. Helbig: "Das liefert kein Hersteller." Seine persönliche SOA-Definition lautet: "SOA = Semantic Integration + Loose coupling + Managed Evolution."

Vom Modell zum Service

Die Post geht diese Art der Integration über ein Enterprise Service Model an, das fachliche Domänen wie "Kunde" und Fachklassen (zum Beispiel "Erreichbarkeit") definiert. Wie sich daraus mit Hilfe von Software-Tools ausführbarer Programmcode generieren lässt, erläuterte Alexander Scherdin, Senior Professional Service Design, in Helbigs Team. Im Rahmen einer "Service-Design Toolchain" folgt das Bonner Unternehmen dabei einem MDA-Ansatz (MDA = Model Driven Architecture).