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Enterasys verliert die Kontrolle

05.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die personellen, finanziellen und juristischen Probleme der Cabletron-Tochter Enterasys Networks weiten sich aus. Nachdem bereits Ende Februar einige Manager aus dem asiatischen Raum wegen Ungereimtheiten in der Bilanz ihren Sessel räumen mussten (CW-Online berichtete), hat es nun die oberste Etage des Netzwerkausrüsters erwischt: CEO Enrique Fiallo, Chief Operating Officer (COO) Jerry Shanahan sowie Marketing-Chef James Riddle sind “im gegenseitigen Einvernehmen” mit Enterasys von ihren Posten zurückgetreten. Zum Interims-CEO wurde William O'Brian ernannt, Yuda Doron ist ab sofort President.

Ein Grund für den personellen Kahlschlag war unter anderem das schlechte Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres, dass Enterasys am 29. Dezember abgeschlossen hat. Nach den immer noch vorläufigen Zahlen setzte das Unternehmen im vierten Fiskalquartal zwischen 145 Millionen und 155 Millionen Dollar um und erfüllte damit die Erwartungen nicht. Die Verzögerung der Bilanz resultiert aus einem vier Millionen Dollar schweren Vertrag in Asien, der sich bislang noch nicht ordnungsgemäß verbuchen ließ. Außerdem gab Enterasys bekannt, dass die Firma in dem Berichtszeitraum mit einem operativen Verlust rechnet. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2002 (Ende: 30. März) erwartet die Company einen Umsatz von 110 Millionen bis 120 Millionen Dollar. Auch hier wird ein operativer Verlust ausgewiesen, zudem werden die Bargeldbestände um 70 Millionen Dollar schrumpfen. Daneben kämpft Enterasys noch an einer anderen Front: Die US-Börsenaufsicht SEC

(Securities and Exchange Commission) untersucht das Unternehmen bereits seit zwei Monaten. Über den Gegenstand der Ermittlungen wird seither - angeblich auch in der Firma selbst - spekuliert; Beobachter vermuten jedoch, dass die Enterasys-Tochter Aprisma Management Technologies im Visier der Behörde steht. (ajf)