Enormer Inlandsbedarf durch High-Tech-Boom Taiwans Chip-Produzenten sind ganz auf Wachstum eingestellt

28.05.1993

TAIPEH (vwd) - Die taiwanischen Hersteller von integrierten Schaltkreisen (ICskoennen rasch steigende Umsaetze verbuchen. Ursache dafuer ist der enorme Inlandsbedarf der Computer-, TK- sowie Konsumelektronikbranche.

Im vergangenen Jahr schnellte die Produktion der Chip-Industrie nach Angaben der in Taipeh erscheinenden Zeitung "The Free China Journal" um 30 Prozent auf einen Gesamtwert von rund 2,5 Milliarden Dollar. Wie das Blatt weiter schreibt, profitieren Taiwans IC-Hersteller von dem derzeitigen High-Tech-Boom des Landes aufgrund der Umstellung der einheimischen Industrie von arbeits- auf technologieintensive Fertigung.

Die hohe Nachfrage der peripheren Industrien trieb die Halbleiter-Umsaetze 1992 auf rund 4,1 Milliarden Dollar - das waren sechs Prozent des weltweiten Chip-Umsatzes. Der Vergleich mit dem heimischen Produktionsvolumen zeige jedoch, so die Zeitung, dass Importe immer noch einen groTeil des taiwanischen Marktes abdecken. Obwohl unter den einheimischen Chip-Herstellern Optimismus fuer die Zukunft herrscht, koennten die Importe eine gewaltige Konkurrenz darstellen, da der Wettbewerb auf Taiwans Halbleiter-Markt kuenftig noch heftiger werden wird.

Zur Liberalisierung des Marktes hat die Regierung die Zolltarife auf importierte Chips von 30 auf nur noch ein Prozent gesenkt. Dadurch sind auslaendische Halbleiter - insbesondere diejenigen aus Japan und den USA - ausserordentlich konkurrenzfaehig. Dennoch weist die Statistik hinsichtlich des Einsatzes taiwanischer ICs in der inlaendischen Informationstechnik steigende Tendenzen auf. So nahm die Produktion von DV-Technik auf Basis taiwanischer Chips im vergangenen Jahr um 124 Prozent zu. Bei Computern und Peripheriegeraeten verzeichnete der Einsatz von Halbleitern inlaendischer Produzenten einen Anstieg um 50 Prozent.

Einzige Ausnahme stellt der Bereich Konsumelektronik dar. Hier sank die Verwendung von taiwanischen ICs 1992 um 43,4

Prozent. Dieser Einbruch war dadurch bedingt, dass viele taiwanische Hersteller dieser Branche ihre Produktion nach China oder in andere suedostasiatische Laender verlagert haben, wo die Herstellungskosten wesentlich geringer sind.

Zudem ist die Konsumelektronikindustrie selbst aufgrund mangelnder Innovationen in Design und Marketing in die Krise geraten. Stan Shih, Chairman der taiwanischen Acer Inc., appellierte deshalb an die Chip-Produzenten, dieser Branche aus der Talsohle zu helfen. Eine Belebung der inlaendischen Konsumelektronikindustrie wuerde auch den IC-Herstellern zu noch hoeheren Umsaetzen verhelfen.

Doch auch ohne diesen Aufschwung koennen die Halbleiter- Produzenten in Taiwan optimistisch in die Zukunft schauen. Fuer dieses Jahr wird mit einem Anstieg der Inlandsnachfrage um 18 Prozent gerechnet. Diesen Bedarf vermag die einheimische Chip- Industrie trotz umfangreicher Investitionen in die Erhoehung ihrer Produktionskapazitaeten auch weiterhin nicht zu decken.