Engpaß bei 80386-Chips verärgert PC-Hersteller

19.06.1987

LONDON (CW) - Die Computerindustrie bekommt von dem amerikanischen Halbleiterhersteller Intel nicht genug Prozessoren des Typs iAPX386. Der Chip, der zuerst in dem Deskpro-Modell des texanischen Anbieters Compaq eingesetzt wurde und inzwischen die Basis für Mikrocomputer diverser Hersteller bildet, hat offenbar als Folge von Kinderkrankheiten noch eine relativ hohe Ausschußquote. So mußte Intel die Arithmetic Logical Unit (ALU) des 386ers überarbeiten. Die Hälfte der derzeitigen Produktion, so heißt es, sei unbrauchbar.

Dem Intel-Management blieb nichts anderes übrig, als die Kunden zu vertrösten. Mindestens bis September könne keine Mengenbestellung ausgeliefert werden. Neue Orders nimmt das Unternehmen vorerst nicht an; bei der Zuteilung werden nun diejenigen Abnehmer bevorzugt - so die offizielle Politik die schon mit dem 386ers arbeiten.

Angesichts der Tatsache, daß IBM ein den USA noch für Juni das Shipment erster /2-80-Rechner angekündigt hat, fürchten jetzt Konkurrenten, sie könnten leer ausgehen, weil Intel-Großaktionär IBM Vorrang genießt. Die Zeitschrift "Microbytes Daily" zitiert gar einen "größeren Hersteller" mit den Worten: "Wenn IBM und Compaq Chips kriegen und wir nicht, gehen wir vor Gericht!" Allerdings holte sich auch Big Blue jetzt eine Abfuhr. Die Mengen, die der Konzern für seine /2-Reihe haben wollte, würden Intels Kapazitäten sprengen.