SKF-Untersuchung über RZ-Wärme-Recycling:

Energiesparen: CPU-Wärme zum Heizen nützen

12.10.1979

MÜNCHEN (je) - "In fast allen Rechenzentren wird unwahrscheinlich viel Wärme-Energie vernichtet, ohne daß man sich Gedanken über ihre Weiterverarbeitung macht." Zu diesem Ergebnis kommt Dieter Weber, RZ-Leiter bei den Schweinfurter SKF-Kugellagerfabriken und Mitglied im RZ-Leiter-Ausschuß des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft (DIB), nach einer Umfrageaktion bei Mitgliedern des IBM-Anwenderkreises GUIDE und des DIB. Dennoch betrachtet SKF selbst derzeit eine Nutzung seiner EDV-Abwärme als unwirtschaftlich; angeblich, weil eine Energie-Unterdeckung durch Stromerzeugung aus der betriebseigenen Dampfturbine teuren Zukauf aus der Steckdose nach sich ziehen würde.

Als "zu dünn" hatten die SKF-Ingenieure Webers Vorschlag abgetan, die in seinem RZ anfallende Überschußwärme zur Heizzwecken nutzbar zu machen. Weber aber wollte es genau wissen und verschickte 55 Fragebogen an namhafte GUIDE- und DIB-Firmen. Zwar lag die Rücklaufquote über 75 Prozent (42 Antworten), im Gegensatz dazu aber blieb die Zahl von Wärme-Recycling-Maßnahmen, die als Vorbild hätten dienen können nach Webers Ansicht äußerst mager.

Aus den Zuschriften an Weber: Die R + V Raiffeisen- und Volksbank-Versicherung, Wiesbaden, meldete "ab zirka 81 im neuen Rechenzentrum zu Heizzwecken den Einsatz einer Gas-Wärmepumpe". Die Zahnradfabrik in Friedrichshafen schrieb zurück: "Für die Zukunft werden Überlegungen angestellt: wir sind deshalb am Ergebnis Ihrer Umfrage interessiert".

Das Philips-Rechenzentrum in Hamburg "prüft zur Zeit, ob eine eventuelle Nutzung der Abluftwärme, welche heute über unsere Kühltürme abgeführt wird" über eine Wärmepumpe möglich wäre.

Eine Passage aus der Antwort, die das Rheinische Genossenschaftszentrum, Köln, gab: "Ab Bezug der neuen, erweiterten Gebäude mit Wärmerückgewinnungsanlage zur Beheizung des gesamten Firmenkomplexes. . ."

Die Bayerischen Motorenwerke, München, schrieben: "Die anfallende Abluftwärme kann nur genutzt werden, wenn die Außentemperatur kleiner als 14 Grad Celsius ist." Die Nestle-Gruppe Deutschland in Frankfurt merkte an: "Die Vorwärmung der Zugluft wird zur .Zeit studiert "und meinte damit die den Klimaanlagen zuströmende Kaltluft.

Die Wintershall AG, Kassel, teilte mit: "Lediglich die bei der Abkühlung des Kältemittels in den Kondensatoren anfallende Warmluft wird zur Belüftung und Erwärmung der Kellerräume verwendet." Aus dem Schreiben des Landwirtschaftlichen Versicherungsvereins in Münster: "Die Abluftwärme wird über Wärmepumpen zur Klimatisierung des gesamten EDV-Gebäudes genutzt. Installationsfirma war die Firma Riedel in Nürnberg."

Bei SKF machten die Ingenieure folgende Rechnung auf: "Wir erzeugen Dampf, und mit dem Dampf erzeugen wir Strom, und mit dem heizen wir die Gebäude. Und wenn wir mit der EDV-Wärme die Gebäude heizen würden, würden wir weniger Dampf erzeugen. Weniger Dampf bedeutet weniger Strom, und geringere Stromerzeugung bedeutet teuren Strom-Kauf."

Dagegen hilft in Schweinfurt weiterhin der Kühlturm. Bedenken der Art, daß die Installation einer Wärmerückgewinnungsanlage sich nicht mehr amortisieren könnte, weil die Wärmeabgabe des Rechners der Zukunft "zu schnell" sinken könnte, würden nicht geäußert.