CW-Wert

Endlich Kauflust

04.04.2005

Funketiketten auf jedem Artikel, jeder Palette, jedem Flugzeugteil. Der deutsche Verbraucher - immer auch Datenschützer, wenn er es sich leisten kann - läuft Sturm. Doch das sollte er nicht. Wenn es stimmt, dass die größte Sorge des Bürgers die um seinen Arbeitsplatz ist, dann versprechen RFID-Chips ein sorgenfreies Leben.

Die kleinen Sender geben ja nicht nur Auskunft darüber, wo sich eine Ware gerade befindet und wer sie gekauft hat. In Wirklichkeit sind ihrer Funktionalität keine Grenzen gesetzt. Man stelle sich vor, RFID-bestückte Elektronikgeräte würden mit einem Timer ausgestattet, der mit dem Bezahlen an der Kasse des Elektronikmarkts aktiviert wird. Von nun an funktioniert das verkaufte Gerät genau zwei Jahre und einen Tag - also bis zum Ende der gesetzlichen Gewährleistungspflicht - , dann zerstört es sich von selbst.

Um Verbraucherschützern keinen Angriffspunkt zu bieten, ließen sich Zufallsgeneratoren zur Erzeugung unterschiedlicher Fehler einbauen. Die hierzu erforderliche Rechen-Power gibt es in Form von 64-Bit-CPUs zum Spottpreis - schließlich will diese Prozessoren wegen fehlender Anwendungen für den Desktop-Rechner niemand haben.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, vor der Feinstaubdiskussion ins stille Kämmerlein geflohen, dürfte ob dieser ungeahnten Möglichkeiten frohlocken. Endlich würden die deutschen Konsumverweigerer wieder zum Kauf neuer Produkte genötigt. Bleibt für den Wirtschaftsminister nur zu hoffen, dass die Industrie bis September 2006 so weit ist - damit nicht am Ende Frau Merkel die Früchte erntet.