Kolumne

"Ende eines Computerunternehmens"

18.06.1999

Bis Redaktionsschluß dieser Ausgabe lagen noch keine offiziellen Bestätigungen von Siemens und Fujitsu vor. Aber der Einstieg in den Ausstieg von Siemens als letztem deutschen Computerbauer scheint beschlossene Sache. Die Zusammenlegung der Computeraktivitäten von Fujitsu und Siemens ist auf den Weg gebracht.

Die Ausgliederung der Computer-Systems-Division aus der Siemens AG gibt auch Sinn. Siemens-Vorstandsvorsitzender Heinrich von Pierer hatte schon vergangenes Jahr gesagt, man werde alle nicht profitträchtigen Bereiche des Konzerns kritisch unter die Lupe nehmen. Dazu gehört offenbar auch der CS-Bereich - jedenfalls redet Siemens nur sehr nebulös über dessen Erfolgsgeschichte ("Wir schreiben keine roten Zahlen"). Das PC-Geschäft wollte das bayerische Unternehmen ja schon längst losschlagen. Nur die klamme Finanzlage von Acer hat einen Transfer seinerzeit verhindert.

Ein Computerunternehmen, in das Fujitsu und Siemens ihr Computer-Know-how einbringen, bedeutet nicht nur hohe Stückzahlen. Es bedeutet auch Investitionssicherheit für den Kunden. Der wußte bei Siemens nie, ob sein Lieferant wirklich ein Computeranbieter sein wollte. Mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen ist die Richtung klar vorgegeben.

Bleibt allerdings die Frage, was aus dem ITS-Servicebereich werden soll. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Siemens diesen im Geschäftsbereich IC-Products belassen will. Der Service für die CS-Produkte gehört mit in das Gemeinschaftsgebilde von Fujitsu und Siemens.

Verständlich hingegen, daß das Lösungs- und Integrationsgeschäft der SBS bei der Siemens AG bleibt. Mit solchen Aktivitäten, das zeigt nicht nur das Beispiel IBM, verdienen Firmen viel Geld. Und darauf will sich von Pierer bekanntlich konzentrieren. Die Argumentation, in diesem Geschäft reüssiere nur, wer Kompetenz in der kompletten Nahrungskette vom Computerprodukt bis zur Dienstleistung aufweise, ist allerdings durchaus umstritten.

Ob eine japanisch-deutsche Unternehmenskonstellation funktionieren kann, muß sich erst noch zeigen. Offensichtlich ist dem Siemens-Vorstandsvorsitzenden vor allem daran gelegen, endlich das lästige, mühsame (PCs!), darüber hinaus wirtschaftlich unwägbare Computergeschäft abzustoßen.