Kolumne

"Ende des Wettrüstens"

04.02.2000

Immer wieder stimmten in den vergangenen Jahren Analysten den Abgesang auf die PC-Branche an. Bisher widersetzte sich der Markt tapfer: Die Anbieter legten im Dreimonatstakt deutlich gestiegene Verkaufszahlen vor - wenngleich sich ihre Gewinnsituation dramatisch verschlechterte.

Ausgerechnet im vierten Quartal vergangenen Jahres, dem Zeitraum, in dem das Weihnachtsgeschäft den Herstellern normalerweise Flügel verleiht, blieben erstmals auch die Absatzzahlen hinter den Erwartungen zurück. Sowohl die Börsenlieblinge Dell und Gateway als auch etablierte Player wie IBM und Compaq erreichten nicht den erhofften Umsatz.

Obwohl die Branche bisher alle Skeptiker Lügen strafte, scheint sich das Wachstumstempo nun definitiv zu verlangsamen. Daran ist nicht etwa die von Marktforschern gebetsmühlenhaft angekündigte Flut an Internet-Appliances, Handhelds, Smartphones oder Network Computern (NCs) schuld. Von diesen neuen Hoffnungsträgern der IT-Szene war in den letzten Monaten viel zu hören, aber wenig zu sehen. Die eigentlichen Konkurrenten des PCs sind das Internet und seine lokalen Ausprägungen Intranet und Extranet. Im Zuge von Web-Computing und TCO-Diskussionen wandern immer mehr Anwendungen von der Festplatte in die Netze. Der PC mutiert zum Zugangsgerät - eine Aufgabe, die auch ältere Rechnermodelle bewältigen. Vorbei die Zeiten, in denen jeder Update-Zyklus durch ein Wettrüsten auf die neueste CPU nachvollzogen werden musste.

Im Consumer-Markt dürfte der PC-Absatz künftig ebenfalls langsamer wachsen. Die vergleichsweise hohe Nachfrage nach Billigmodellen, mit denen Anwender lediglich ins Internet wollen, signalisiert, dass die alten Marktgesetze nicht mehr in Kraft sind. Die Faszination geht nun nicht mehr vom PC und der zugehörigen Software, sondern vom Web aus. Der PC ist nicht mehr Selbstzweck, sondern nur noch Mittel zum Zweck - ein Möbelstück, das allenfalls noch aus Designgründen (siehe Apples "Imac") Furore macht.

Konzerne wie AOL/Time Warner, Yahoo oder Deutsche Telekom fördern diesen Trend. Sie wollen via Internet Produkte verkaufen und Werbeeinnahmen erzielen. Alles deutet deshalb darauf hin, dass private Haushalte schon bald Zugangshardware für einen Apfel und ein Ei bekommen - oder sogar gratis.