Encyclopaedia Britannica will nicht mit Wikipedia verglichen werden

24.03.2006
Mit einer massiven PR-Kampagne will die Encyclopaedia Britannica gegen eine Studie der Zeitschrift "Nature" vorgehen, derzufolge die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia inhaltlich kaum schlechter ist als das etablierte Standardwerk.

Manager des Britannica-Verlags haben einen offenen Brief verfasst, der als halbseitige Anzeige unter anderem in der Londoner "Times", der "New York Times" sowie der "Chicago Tribune" erscheinen soll. Sie fordern darin, dass "Nature" (übrigens im Besitz der deutschen Holtzbrinck-Gruppe) seinen Artikel zurückzieht und eine Gegendarstellung veröffentlicht.

Die Studie von "Nature" sei "so schlecht durchgeführt und ihre Ergebnisse so fehlerbehaftet, dass sie komplett wertlos ist". Das Schreiben hat Britannica am Mittwoch bereits an rund 5000 Bibliothekare, Schulräte und Lehrplanverantwortliche per E-Mail verschickt.

"Nature" hatte Mitte Dezember geschrieben, die Qualität wissenschaftlicher Artikel in der Britannica und Wikipedia unterscheide sich nur geringfügig - auf drei Fehler der gedruckten Enzyklopädie kämen vier in der Wikipedia, zu der - kontrolliert von der Autoren-Community - jedermann seinen Senf geben darf. Die Zeitschrift hat bereits ausführlich gekontert und erklärt, es stehe zu seinem Beitrag und werde den Artikel nicht zurückziehen. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht...

In Zeiten von kostenlosen Suchmaschinen und Online-Forschungswerkzeugen kämpft die Encyclopaedia Britannica um ihre Relevanz. Die Firma gehört zu einer Luxemburger Holding. Schon seit 1996 wird das Lexikon in den USA und in Kanada nicht mehr im Haustürvertrieb angeboten, und er Verlag erzielt nur noch ein Drittel seines Gewinns mit gedruckten Nachschlagewerken. Der Rest stammt aus Online-Abonnements und sonstigen Aktivitäten. (tc)