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EMTS: Pleiten, Pech und Pannen

09.05.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die österreichische Handy-Servicefirma EMTS Technologie AG hat ihre Ergebnisse im Geschäftsjahr 2002 drastisch verschlechtert: Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr von 161 Millionen auf 126,6 Millionen Euro. Nachdem 2001 noch ein Reingewinn von 4,2 Millionen oder 72 Cent pro Aktie erzielt worden war, verbuchte das Salzburger Unternehmen nun einen Verlust von 119,2 Millionen oder 20,5 Euro pro Aktie. Die liquiden Mittel schrumpften von 8,2 Millionen auf 1,7 Millionen Euro.

In einem Brief an die Aktionäre zog Firmenchef Christian Rosner noch einmal ein Resume des traurigen Geschäftsjahres 2002 sowie des darauffolgenden Anfangsquartals 2003: So wurde das Salzburger Unternehmen neben der allgemein äußerst schwierigen Marktsituation insbesondere davon in Mitleidenschaft gezogen, dass der Handy-Hersteller Nokia seinen Kooperationsvertrag gekündigt hatte Als Konsequenz auf den schrittweisen Rückzug des Großkunden, der bislang über die Hälfte zu den EMTS-Umsätzen beigetragen hatte, bis März 2003 mussten zunächst die Unternehmenstöchter in Frankreich, Schweiz und den Niederlanden Konkurs anmelden. Im März dieses Jahres wurden dann auch die EMTS-Gesellschaften in Österreich, Norwegen und Schweden insolvent. Für die Niederlassung in Estland, die hauptsächlich als "verlängerte Niedrigpreis-Werkbank" für das schwedische und norwegische Geschäft diente, suchen die Salzburger weiterhin nach

einem Käufer.

Wie EMTS weiter mitteilte, nahm außerdem das Handy-Gemeinschaftsunternehmen Sony Ericsson die fatale Situation zum Anlass, um ebenfalls seinen Servicevertrag zu kündigen. Der im Anschluss entstandene weitere Umsatzverlust betraf insbesondere die Ländergesellschaften in Frankreich, Österreich und Norwegen und konnte auch durch andere Produkte oder Services nicht aufgefangen werden. Die Kernländer Italien, Spanien und Deutschland wiesen dagegen, gestärkt durch die Vertragspartner Siemens, Motorola, Telefonica und Telecom Italia, einen stabilen Umsatz und operative Gewinne (vor Abschreibungen) auf.

Für das Geschäftsjahr 2003 erwartet CEO Rosner eine allgemeine Marktbelebung im mobilen Telekommunikationsbereich. Der Unternehmenschef ist daher zuversichtlich, in den drei bis vier Kernländern erfolgreich operativ tätig sein zu können. Nachdem wichtige Vereinbarungen mit den Gläubigerbanken im vergangenen Jahr in letzter Sekunde die Zahlungsunfähigkeit verhindert hatten, hofft das Unternehmen, nach einer „erfolgreichen Reorganisation den ein oder anderen Kunden doch wieder als internationalen Partner und Kunden zurückgewinnen zu können". (mb)