Speicherspezialist profitiert von global wachsenden Datenmengen

EMC-Zahlen begeistern Analysten

28.04.2000
MÜNCHEN (CW/IDG) - Für den US-Speicherhersteller EMC stehen die Zeichen an der Wall Street trotz des zuletzt ungünstigen Marktumfeldes auf "buy" und "must own". Die New Yorker Börsianer zollen dem hervorragenden Abschluss im ersten Quartal 2000 und der überzeugenden Firmenstrategie des Unternehmens ihren Tribut. Die Company kann offenbar deutlich mehr als ihre Wettbewerber von der immer stärker anschwellenden Datenflut im Internet zu profitieren.

Die in Hopkinton/Massachusetts ansässige EMC Corp. brachte mit ihrem ersten Quartalsabschluss 2000 die Augen der Anleger zum Leuchten. Denn das Unternehmen steigerte seinen Gewinn um 49 Prozent von 222 auf 332 Millionen Dollar oder von 20 auf 30 Cent je Aktie und übertraf damit die Erwartungen der Analysten die mit 29 Cent gerechnet hatten. Auch das Umsatzwachstum ist zweistellig: um 23 Prozent von 1,48 auf 1,82 Milliarden Dollar.

Das Hauptprodukt, mit dem EMC so viel Geld verdient, sind Geräte in der Grösse von Kaffeeautomaten, die Daten im Umfang von mehr als einer Millionen Romane speichern. Abnehmer solcher Speichermedien sind nicht nur Web-Firmen mit enormem Speicherbedarf, sondern auch Unternehmen, die ihre Transaktionen zunehmend online abwickeln und mit Websites im Internet präsent sind. Auch explodieren im Kommunikationszeitalter die Datenmengen, die über das Netz der Netze verbreitet werden. Die Marktforscher von IDC gehen davon aus, dass der Speicherbedarf von Unternehmen um 80 Prozent jährlich wachsen wird, auch angekurbelt von der Notwendigkeit jederzeit auf eigene und fremde Daten zugreifen zu können.

Dazu sind mächtige Speichersysteme und Software zur Verwaltung von Speichernetzwerken wie die von EMC nötig. Den Amerikanern gelang es nach Ansicht von Analysten durch die Kombination von Speicher und Datenverwaltung, günstigere Preise und immer neue Produkte die Konkurrenz zu schlagen. Aus diesem Grund konnte der Speicherspezialist den eigenen grossen Marktanteil erfolgreich verteidigen - EMC ist heute die Nummer eins bei Speichersystemen für Grossrechner, eine Position die IBM bis 1996 inne hatte. Bei der jüngeren Erfolgsgeschichte halfen auch die Fehltritte der Rivalen. So wollte IBM etwa neue Feature seines Storage-Systems "Shark" bereits im März ausliefern und wird damit nun wohl erst im Herbst auf den Markt kommen.

Speicher mieten statt kaufenUnumkämpft ist das rentable Geschäft allerdings nicht, und auch neue Mitbewerber wie Sun Microsystems wollen EMC in Zukunft Konkurrenz machen. Firmen wie Compaq, IBM und Hewlett-Packard planen zudem, sich mit einer neuen Idee ein Stück vom Kuchen abschneiden. Sie wollen Kunden Speicherplatz in einem Daten-Center für eine monatliche Gebühr anbieten. Speicher soll als eine Dienstleistung gemietet, statt wie bisher als Produkt von Unternehmen gekauft und verwaltet werden. EMCs Chief Executive Officer (CEO) Michael Ruettgers indes will dieses Business-Modell nicht übernehmen und sieht darin auch keine Gefahr, weil Firmen wie Storage-Networks ihre Ausrüstung bei ihm einkaufen.

Ruettgers geht trotzdem von einem über 25-prozentigen Wachstum im laufenden Jahr aus. Um 35 Prozent sei der Umsatz des wichtigsten Geschäftsbereichs von EMC (Systeme, Software, Switches und Services) geklettert. Und bei dem Konkurrenzprodukt "Shark" von IBM habe es sich um einen "zahnlosen Hai" gehandelt, der EMC keinen Marktanteil wegnehmen konnte. Auch die meisten Analysten an der Wall Street prognostizieren EMC eine rosige Zukunft. Während EMC im Speicherbereich stark sei, konzentrierten sich die meisten anderen Wettbewerber auf Systeme und Server.