EMC: Wir stellen uns vertikal auf

15.03.2007
Jochen Moll, Geschäftsführer von EMC Deutschland erklärt, was Information Lifecycle-Management für seine Company bedeutet, wie es mit dem Speichermarkt weitergeht und in welche Bereichen sich EMC noch verstärken muss.

CW: In Deutschland wurden 2006 circa 2,2 Milliarden Euro für Storage ausgegeben, wie viel davon entfällt auf EMC?

MOLL: Ich denke, dass wir unsere Pole-position gegenüber den Mitbewerbern IBM, Hitachi Data Systems und Netapps behalten und auch in diesem Jahr wieder als erster über die Ziellinie gehen werden. Die Zuversicht nehme ich aus unseren bisherigen Wachstumszahlen. Bisher ist es uns in jedem Quartal gelungen, das Wachstum des Marktes zu schlagen - und zwar um den Faktor 1,5 bis 2.

Jochen Moll, EMC: "Natürlich fungiert der Begriff Information Life Cycle Management auch als konzeptionelle Klammer."
Jochen Moll, EMC: "Natürlich fungiert der Begriff Information Life Cycle Management auch als konzeptionelle Klammer."
Foto: Jochen Moll

CW: Woraus resultiert dieses Wachstum?

MOLL: Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen investieren die Kunden wieder mehr in innovative Projekte zum Beispiel in Zusammenhang mit Virtualisierung und Security. Da sind wir gut aufgestellt und können helfen. Außerdem profitieren wir vom Konsolidierungstrend. Damit ist nicht nur der Umzug von dezentralen auf zentrale Speicher gemeint, sondern auch die Modernisierung der Systeme. Natürlich bedeutet Konsolidierung auch Ersatz bestehender Speicher, aber zusammen mit anderen Themen wie Backup-Strategien, Security oder E-Mail-Archivierung kommt es da zu wirklichen Kapazitätszuwächsen.

CW: Stichwort Virtualisierung: Bei VMware geht es ja in erster Linie um das Thema Rechnervirtualisierung. Wie sieht es mit dem Thema Speichervirtualisierung aus?

MOLL: Das muss man im Zusammenhang sehen. Speichervirtualisierung ist der nächste logische Entwicklungsschritt danach. Während VMWare eine wichtige Voraussetzung auf der Server-Seite schafft, ermöglichen wir die Virtualisierung mit Rainfinity im NAS-Umfeld ebenso wie mit Invista im SAN. Fazit für uns: Die ganzheitliche Betrachtung ist Voraussetzung, um künftig die Aufgaben in Rechenzentren zu erfüllen.

CW: Welches sind die Schlüsselaufgaben in diesem Jahr?

MOLL: Wir stellen uns vertikal auf. Wir wollen unsere Kunden innerhalb ihrer Industrie beraten können und ihnen ILM-Konzepte anbieten, die auf die Erfordernisse ihrer Branche abgestimmt sind. Das beginnt zum Beispiel mit den unterschiedlichen gesetzlichen Anforderungen an die Dokumentationspflichten. Außerdem haben ILM und Infrastruktur-Management in den Branchen einen unterschiedlichen Stellenwert. Das produzierende Gewerbe hat sicher andere Anforderungen an die Datenhaltung als die Finanzbranche, die sehr häufig innerhalb von Sekunden bestimmte Informationen parat haben muss. Je wichtiger das Daten-Management, desto höher der Stellenwert.

CW: Wie haben sie die Organisation umgebaut?

MOLL: Unsere bisher nach Regionen und Größe sortierte Kundenbetreuung, haben wir auf die verschiedenen Branchen heruntergebrochen. Das sind Telekommunikation, Automobilbranche, Finanzdienstleister, Versicherungen, Handel und Behörden. Wir werden sämtliche Angebote, die wir in den Segmenten Software, Hardware und Services haben, in diesen Brancheneinheiten bündeln.

CW: Dann hoffen Sie, durch diese Branchenorientierung ihre Akquisitionen der letzten Zeit, integrieren und die Angebote besser dem Kunden präsentieren zu können?

MOLL: Ja das sehen wir als eine Möglichkeit, noch mehr positive Effekte aus den Akquisitionen zu bekommen. Übrigens sind wir die erste Landesgesellschaft bei EMC, die sich so organisiert. Das Ganze hat für den Konzern durchaus Pilotcharakter. Wir haben auch erkannt, dass wir uns anders organisieren müssen, wenn wir von unseren Kunden oder potenziellen Kunden nicht mehr vorschnell den Stempel des Speicher-Hardwarelieferanten aufgedrückt bekommen wollen.

CW: Wie stark trägt der Begriff Information Life Cycle Management schon?

MOLL: Wir haben den Begriff zwar geprägt, aber inzwischen benutzt ihn die ganze Branche. Andererseits kann man unter dem Begriff ILM sehr viel verstehen, er ist sehr facettenreich. Daher auch mein Ansatz, den Begriff an die verschiedenen Branchen zu adaptieren und ihn damit für unsere Kunden greifbarer zu machen.

Inwieweit ist denn der Begiff ILM auch notwendig gewesen, um das eigene Portfolio zumindest marketingmässig unter einen Hut zu bringen?

MOLL: Natürlich fungiert ILM auch als eine Art konzeptionelle Klammer. Den Zusammenhang der darunter gefassten Produkte müssen sie nach außen, aber auch nach innen deutlich machen. Gerade durch die Akquisitionen der letzten Jahre, müssen sie den neuen Kollegen eine Strategie bieten, in der sich ihre Produkte, aber auch sie selbst wiederfinden.

CW: EMC hat in den vergangenen Jahren agressiv akquiriert, nähert man sich jetzt langsam dem endgültigen Portfolio oder ist da in nächster Zeit noch etwas Größeres zu erwarten?

MOLL: Wenn man im ILM-Geschäft konkurrenzfähig bleiben will, steht man immer vor der Frage, ob man neue Funktionen, Produkte selbst entwickelt oder ob man sich schneller positionieren kann, wenn man akquiriert. Außerdem erwarten die Leute vom Marktführer auch Topqualität. Angesichts dieser beiden Parameter sind Übernahmen immer eine wichtige Option.

CW: Wo sehen Sie denn noch Lücken?

MOLL: Jetzt geht es um kleinere, aber feinere Verbesserungen im Themenkomplex ILM. Die Eckpfeiler Virtualisierung, Archivierung, Data Mobility, Security und Backup stehen. Jetzt geht es darum, wie wir diese Themen so erfolgreich machen, wie wir uns das vorgenommen haben und wie wir sie aufeinander abstimmen beziehungsweise verbinden. Aber das Fundament ist gelegt.

CW: EMC investiert heftig in Fernost. Hat das Konsequenzen für den Standort Deutschland?

MOLL: Nein, ich sehe da im Augenblick keine Konsequenzen. Für die Deutsche Organisation kann ich sagen, dass wir uns hier gezielt verstärken, um die entsprechende Kompetenz für unsere Projekte auch hier vor Ort zu haben. Es ist nicht angedacht, dass wir in Deutschland Ressourcen durch Offshoring versuchen abzudecken. In den nächsten ein bis zwei Jahren werden wir in Deutschland von den Mitarbeitern her weiter wachsen.

CW: Wir sehen seit Jahren ein ständiges Wachstum im Storage-Bereich. Wie entwickelt sich der Markt mittelfristig?

MOLL: Ich sehe auch mittelfristig steigenden Bedarf. Das Datenvolumen wird weiter ansteigen und auch das Bedürfnis der Business-Seite; jederzeit und überall auf gespeicherte Informationen zuzugreifen. Aber die Kunden fordern uns auch auf, Ihnen dabei zu helfen, diesen Bedarf oder auch ihre kompletten Speichersysteme zu managen. Sie wollen Konzepte, die das Wachstum kontrollieren - zum Beispiel durch nichtredundante Speicherung von E-Mails, deren Sicherung in den vergangenen Jahren ja teilweise zu explosivem Speicherwachstum geführt hat.