Information-Lifecycle-Mangement: Neuer Begriff für ein altes Konzept

EMC will Komplettanbieter werden

22.08.2003
MÜNCHEN (kk) - EMCs Bemühungen, sich im Speichermarkt zum Allround-Anbieter zu entwickeln, weisen noch einige Lücken, etwa beim Vertrieb, auf. Dafür hat die Company zu viele Speicherprogramme im Portfolio, die jetzt konsolidiert werden sollen.

Mit "Information-Lifecycle-Management" (ILM) hat EMC-Chef Joseph Tucci endlich den Slogan gefunden, mit dem er die Company in die kommenden Jahre führen will. ILM löst den bis dato gültigen Begriff "Auto-IS" ab, mit dem Tucci-Vorgänger Michael Ruettgers EMCs Softwareinitiative ins Rollen brachte. Während Auto-IS die Automatisierung von Schlüsselfunktionen im Speicherumfeld zum Ziel hatte, umfasst ILM "ein neues Verwaltungssystem, mit dem automatisch und dynamisch Daten zwischen den verschiedenen Speichersystemen und -arten bewegt werden können, je nach Leistungsanforderung und Kostenüberlegung." Das aber ist gemeinhin eine Definition des hierarchischen Speicher-Managements (HSM), das aus der Mainframe-Welt bekannt ist und seit IT-Urzeiten praktiziert wird. Schlecht für Tuccis Reputation ist außerdem, dass der Begriff ILM zuerst von Storagetek geprägt und schon auf der diesjährigen CeBIT in Deutschland verbreitet wurde.

Das kürzlich in New York abgehaltene Analysten-Meeting brachte aber auch ein paar handfeste Hinweise auf die zukünftige Strategie von EMC. Spätestens mit dem Zukauf von Legato hat sich das Softwareportfolio des Speicherherstellers drastisch erhöht. Mark Lewis, vom Chief Technology Officer auf den Posten des Softwarechefs gewechselt, will jetzt Abhilfe schaffen: "Kunden möchten nicht für jede Teilaufgabe ein eigenes Programm, sie wollen ein Werkzeug." Deshalb, so Lewis weiter, müsse seine Company "die Teile in die Hand nehmen und die Vereinfachung vorwärtstreiben". Die Umsetzung von ILM stellt sich Lewis so vor: "Dazu benötigen wir die Policy-basierende Automatisierung und Integration bestehender EMC-Softwarefunktionen."

Für dieses Jahr erwartet EMC ein Umsatzwachstum von rund 15 Prozent, für 2004 mindestens 13 bis 17 Prozent zuzüglich der Einnahmen mit Legato-Produkten. Die Bruttogewinnspanne (Gross Margin) lag im zweiten Quartal bei 43,5 Prozent, in der Vorjahresperiode nur bei 36,3 Prozent. Die längerfristigen Pläne gehen von einem Wert über 50 Prozent aus. Dazu soll insbesondere die Software beitragen, die im vergangenen Dreimonatsabschnitt 22 Prozent - bei einem Bruttoertrag von 85 Prozent - vom Gesamtumsatz ausmachte. Das lukrative Geschäft mit Speicherprogrammen soll durch Firmenzukäufe gestärkt werden.

Mehr Gewinn sollen auch Verbesserungen bei der Produktion der Speicherhardware erbringen. Über die Konsolidierung der Designabteilungen sollen nicht nur Kosten gespart, sondern auch Entwicklungszeiten verkürzt werden. Durch die Parallelisierung des Testbetriebs neuer Geräte konnte EMC bereits Tage und in einigen Fällen sogar Wochen bis zur Auslieferung einsparen.

Erweitert werden soll zudem die Kundenbasis, die zunehmend auch mittelgroße und kleine Unternehmen umfasst. Zusätzlich zum Großkundengeschäft wird ein Direktvertrieb für mittelgroße Anwender etabliert und ein Händlernetz für die kleineren Geschäftskunden aufgebaut. Nach Herstellerangaben wurden in diesem Jahr bereits 1000 Neukunden gewonnen. Dazu dürfte Dell einen Großteil beigetragen haben. Der Direktanbieter fertigt für EMC den Mittelklassespeicher "Clariion CX200". Firmenchef Tucci kann sich vorstellen, das noch mehr Produkte folgen könnten. (kk)