Konkurrenzprodukte basieren angeblich auf Kerntechnologien des amerikanischen Speicherherstellers

EMC verklagt Hitachi wegen Patentrechten

19.04.2002
MÜNCHEN (CW) - Speicherspezialist EMC hat seinen Konkurrenten Hitachi und dessen international agierende Vertriebstochter Hitachi Data Systems (HDS) wegen angeblicher Patentrechtsverstöße verklagt. Demnach verwendeten die Japaner in ihrer Speichersoftware widerrechtlich Bestandteile aus EMC-Produkten.

Insgesamt sieht EMC sechs seiner Patente durch Hitachi verletzt. Davon betroffen seien die Produkte "Symmetrix Remote Data Facility" (SDRF), "Timefinder" sowie Software für die Datenmigration und zur Verwaltung von Mainframe-Speicher. Laut EMC basieren die Produkte "Hitachi Open remote Copy" (Horc), "Hitachi Open Asynchronous Remote Copy" (Hoarc) und "Shadowimage" widerrechtlich auf EMC-Technik. Neben Hitachi und HDS verkaufen auch Hewlett-Packard (HP) und Sun die Speichersoftware der Japaner.

Um die Patentrechtsverletzungen zu unterbinden, hat EMC Klage vor einem Bezirksgericht in Worcester, Massachusetts, eingereicht. Außerdem hat der US-amerikanische Storage-Pionier Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen den weiteren Verkauf der Hitachi-Software bei der US-Außenhandelsaufsicht ITC (International Trade Commission) gestellt. Sollte sich die Behörde der Argumentation anschließen, könnte der Import der Hitachi-Produkte in die USA gestoppt werden.

EMC führe bereits seit vier Jahren Gespräche mit Hitachi, um die Auseinandersetzung friedlich beizulegen, erklärte Technologiedirektor Ken Steinhardt. Nachdem keine Einigung erreicht worden sei, habe sich EMC gezwungen gesehen, Klage einzureichen, um seine Rechte zu verteidigen. Hitachi-Vertreter wollen sich bislang nicht dazu äußern.

Nach Einschätzung von Insidern könnte die Auseinandersetzung weitreichende Folgen haben. Sollte EMC, das im letzten Jahr mit Umsatz- und Gewinneinbrüchen zu kämpfen hatte, vor Gericht erfolgreich sein, hätten die US-Amerikaner bei einem ihrer ärgsten Wettbewerber einen empfindlichen Treffer gelandet. Nachdem mit der Hardware wegen des stetigen Preisverfalls kaum mehr Geld zu verdienen sei, werde der Softwarebereich für die Speicherhersteller immer wichtiger.

Spekulationen zufolge könnte der Streit auf einen Deal hinauslaufen, wonach HDS künftig EMC-Software in Lizenz nimmt und an seine Speicherprodukte anpasst. Vor dem Hintergrund der Kooperation Hitachis mit HP und Sun hätte EMC damit einen großen Coup in Sachen Software gelandet, mutmaßt ein Speicherexperte, der an dieser Stelle nicht genannt werden möchte.

Ob die Vorwürfe stimmen, könne man im Augenblick noch nicht sagen. EMC werde den Nachweis führen müssen, dass ein Reverse Engineering seiner Produkte stattgefunden habe. Dies sei grundsätzlich möglich, wenn man im Besitz des Sourcecode ist. Experten vermuten, dass EMC im Rahmen des Austauschs von Application Programming Interfaces (APIs) für seine "Auto-IS"-Initiative genug Informationen sammeln konnte, um eine Attacke zu starten. (ba)