EMC setzt große Hoffnungen in Documentum 6

08.08.2007
Die Software für Enterprise-Content-Management verspricht benutzerfreundliche Oberflächen und technische Finessen.

Kunden wollen keine Produktsuiten mehr kaufen, sondern standardisierte, hochverfügbare Infrastrukturlösungen für Enter-prise-Content-Management (ECM), auf denen sich Anwendungen aufsetzen lassen", erklärt Karin Ondricek, Product Marketing Managerin von EMC. Um diese Vorgaben erfüllen zu können, hat EMC proprietäre oder zunächst nur gekapselte Schnittstellen aus der ECM-Infrastruktur entfernt sowie bisherige Methoden und Terminologien an einen allgemein üblichen Sprachgebrauch in der Industrie angepasst.

SOA-Schnittstelle

Ein Ergebnis ist die Schnittstelle "ECM Enterprise Content Services". Sie verwendet laut Hersteller Web-Services-Standards und unterstützt die Entwicklung und Integration von ECM-Anwendun-gen in andere Unternehmensanwendungen im Sinne einer Service-orientierten Architektur (SOA). Die Schnittstelle bündelt bisherige ECM-Funktionen und kann beispielsweise über nur einen Dienst Verzeichnisse importieren oder verschiedene Datenobjekte ein- und auschecken. Neu ist auch der Plattformdienst "Documentum Branch Office Caching Service", der Operationen wie Lesen, Erstellen, Bearbeiten, Versionserstellung und Suche lokal im Cache vornimmt und dadurch vor allem in großen Benutzergruppen für annehmbare Antwortzeiten sorgen soll.

Neue Entwicklungsumgebung

Größere Veränderungen erwarten Documentum-Anwender mit der Einführung des "Documentum Composer". Dieser ersetzt Entwicklungs- und Konfigurationswerkzeuge wie den "Documentum Application Builder" und "Documentum Application Installer" durch eine auf dem Eclipse-Framework basierende und über Plug-ins erweiterbare Arbeitsumgebung. Sie soll Anwendungen schneller als bisher entwerfen, anpassen, implementieren und warten helfen. Ebenso verspricht Documentum 6 mehr Möglichkeiten zur Softwarekonfiguration. Anwender können die Benutzeroberfläche individuell nach benötigten Funktionen, Aussehen, Workflows, Objektmodellen oder dem Kontext eines Dokuments (verschiedene Dokumententypen nutzen oder entfernen) mit wenigen Klicks anpassen, verspricht EMC-Managerin Ondricek.

Anders als in Presseberichten zu lesen war, bietet Documentum 6 mehr als eine standardisierte Produktarchitektur. Bereits im Mai kündigte EMC Neuerungen speziell für Endanwender an. Sowohl die Suchmaske für Dokumentenabfragen als auch die Be-nutzeroberfläche "Webtop" wurden hierzu überholt. Letztere ist nun rein Java-basierend und benötigt keine Installationssoftware mehr. Sie ermöglicht auch erstmals das Arbeiten mit Shortcuts per Tastatur und verspricht verbesserte Drag-and-drop-Funktionen. Speziell bei einer Content-basierende Prozessintegration hilft die neue Benutzeroberfläche "Taskspace". Fachanwender können in ihr Job-Funktionen oder Aufgaben grafisch konfigurieren, um Inhalte aus Documentum in transaktionale Workflows wie die Kredit-, Schadens- und Antragsbearbeitung oder die Eröffnung neuer Konten einzubinden.

Ende der Umsatzdelle?

EMC setzt große Hoffnungen in Documentum 6, das rund zwei Jahre nach der letzten Version 5.3 auf den Markt kommt. Der Verkauf von Software und Systemen für Content-Management und Archivierung war im kürzlich beendeten zweiten Quartal weit hinter den Erwartungen geblieben. Der Hersteller hatte den Rückgang mit einer Kaufpause bei Kunden sowie Problemen im Marketing infolge interner Umstrukturierungen erklärt. Doch spürt EMC auch eine größere Konkurrenz im Highend-Segment des ECM-Markts als zuvor. Neben IBM/Filenet haben sich Open Text und Oracle verstärkt und vor allem Microsofts "Sharepoint Portal Server" erlebt eine wachsende Nachfrage.

Zudem muss Documentum weiter am Ausbau der ECM-Plattform arbeiten. Eine engere Integration wird zum Beispiel mit der Collaboration-Software "eRoom" erwartet, von der sich laut EMC-Managerin Ondricek bisher nur Kernfunktionen in Documentum nutzen lassen. Gleiches gilt für die Software für E-Mail-Archivierung "Email Xtender", die separat oder als Teil von Do-cumentum 6 erhältlich ist. Das zugekaufte Produkt "X-Hive", mit dem Anwender XML-Dokumente nativ speichern können, soll ebenfalls in Documentum Eingang finden. (as)