Aus Daddy wird Big Brother

Eltern zapfen Handys ihrer Kinder an

27.04.2009
Von pte pte
Die vermeintliche Sorge um die Sicherheit der eigenen Kinder hat bei Eltern in den USA einen neuen Trend entstehen lassen - die Kontrolle mittels einer Überwachungssoftware auf dem Handy.

Wie "CNN" berichtet, geht mittlerweile eine zunehmende Zahl der Erziehungsberechtigten in den USA dazu über, minderjährige Sprösslinge mithilfe spezieller Software zu überwachen, die großteils ohne das Wissen der Betroffenen auf den Handys des eigenen Nachwuchses installiert wird. Programme wie My Mobile Watchdog oder Mobile Spy protokollieren dann die über das Mobiltelefon geführte Internetkommunikation der Jugendlichen mit und machen sie über eine spezielle Webseite für die Eltern zugänglich. Diese sehen in den technischen Hilfsmitteln eine wirksame Schutzmöglichkeit, um die eigenen Kinder vor Bedrohungen wie sexuellen Übergriffen oder ungeeigneten Webinhalten zu bewahren.

"Eine derartige Kontrollmaßnahme, die auf die Überwachung der eigenen Kinder setzt, halte ich prinzipiell nicht für einen geeigneten Weg, um die Jugend vor den Internetgefahren zu schützen", meint Bernhard Jungwirth, Projektkoordinator bei Saferinternet.at, im Gespräch mit pressetext. Dass die Eltern dadurch einen Einblick in die Online-Aktivitäten ihrer Sprösslinge erhalten, löse das Jugendschutzproblem im Netz nicht. "Die Eltern sollten stattdessen das direkte Gespräch mit ihren Kindern suchen, um sie über mögliche Risiken und Gefahren, die im Web auf sie lauern, aufzuklären. Um die Jugend erfolgreich zu kritischen Nutzern der neuen Medien erziehen zu können, ist eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema innerhalb der Familie erforderlich", betont Jungwirth. Das Ziel der Erziehungsberechtigten sollte dabei stets die Aufklärung und Begleitung des Nachwuchses sein und nicht die Überwachung.

Für besonders problematisch hält der Saferinternet-Projektkoordinator, dass die Eltern die entsprechende Überwachungssoftware ohne die vorherige Einwilligung der Betroffenen auf die Handys der Kinder schleusen würden. "Eltern sind die zentralen Ansprech- und Vertrauenspersonen für ihre Kinder. Es ist zwar wichtig und richtig, dass sie sich dafür interessieren, was ihr Nachwuchs im Internet treibt. Durch die geheime Überwachung können sie aber ganz leicht das Vertrauensverhältnis mit ihren Sprösslingen zerstören", gibt Jungwirth zu bedenken. Technische Lösungen wie die oben genannten Handy-Programme seien zudem nur bedingt sinnvoll, wenn es um die Verbesserung des Jugendschutzes gehe. "Solche Hilfsmittel machen nur in der Anfangsphase, in der Minderjährige ihre ersten Schritte im Web unternehmen, einen Sinn. Durch spezielle Filter-Software lässt sich etwa der Zugang zum Netz nur auf bestimmte unbedenkliche Webseiten beschränken", erläutert Jungwirth.

Hintergrund des Überwachungsvorstoßes der US-Elternschaft ist vor allem die steigende Zahl der bekanntgewordenen Fälle, bei denen Minderjährige über das Internet entweder sexuell belästigt oder mit für sie ungeeignetem Material in Berührung gebracht worden sind. Insbesondere das sogenannte "Sexting", das Aufnehmen und Verschicken von Nacktfotos über das Mobiltelefon, hat sich bei US-Teenagern inzwischen zu einem ernstzunehmenden Problem entwickelt. (pte)