Verschnaufpause für das Management

Elon Musk will doch nicht ins Twitter-Board

12.04.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Der etwas abgedrehte Multimilliardär Elon Musk hat offenbar umdisponiert und zieht nun doch nicht in den Verwaltungsrat von Twitter ein.
Elon Musk will weiter Einfluss auf Twitter nehmen - aber nicht vom Verwaltungsrat aus.
Elon Musk will weiter Einfluss auf Twitter nehmen - aber nicht vom Verwaltungsrat aus.
Foto: Rokas Tenys - shutterstock.com

Wenige Tage, nachdem das Management von Twitter dem neuen Großaktionär Elon Musk mit 9,2 Prozent der Anteile einen Sitz im Board of Directors angeboten hat, nimmt die Geschichte eine weitere überraschende Wendung. Wie Twitter-CEO Parag Agrawal am späten Sonntag in einem Tweet bekannt gab, hat sich Musk entschieden, nicht in den Verwaltungsrat einzutreten. "Wir haben am Dienstag bekannt gegeben, dass Elon in den Vorstand berufen wird, vorbehaltlich einer Hintergrundüberprüfung und Annahme", so Agrawal. "Elons Ernennung in den Vorstand sollte am 9.4. offiziell in Kraft treten, aber Elon teilte noch am selben Morgen mit, dass er dem Ausschuss nicht mehr beitreten wird."

Musks Entscheidung ist "das Beste"

Agrawal fügte hinzu, dass die Twitter-Führung sich auf die Zusammenarbeit mit Musk gefreut habe und sich über die Risiken im Klaren gewesen sei, aber er glaube, dass Musks Entscheidung "das Beste" sei. "Wir haben und werden immer Wert auf die Beiträge von unseren Aktionären legen, ob sie nun im Board sitzen oder nicht", so der Twitter-Chef. Zu den Gründen für Musks Verzicht auf den Sitz im Verwaltungsrat machte er keine Angaben.

Musk selbst hatte der US-Börsenaufsicht SEC am Montag ein neues Dokument geschickt, in dem er seine möglichen Absichten in Bezug auf Twitter darlegte. Musk könnte, wenn er wollte, weitere Twitter-Aktien kaufen und seinen Anteil an dem Unternehmen erhöhen - als Board-Mitglied hätte er maximal 14,9 Prozent der Twitter-Aktien halten dürfen. Außerdem könne er seine Ansichten über Twitter in den sozialen Medien oder über andere Kanäle frei äußern, heißt es in dem Dokument. Und er behielt sich das Recht vor, "seine Pläne jederzeit zu ändern, wenn er dies für angemessen hält".

Musk tweetet im Goblin-Modus

Was genau zwischen Musk, der mehr als 81 Millionen Follower auf Twitter hat, und den Führungskräften und Vorstandsmitgliedern des Unternehmens vor sich ging, ist unklar. Die am Wochenende von dem exzentrischen Milliardär veröffentlichten - und wieder gelöschten - Tweets, deuten jedoch an, dass sich das Verhältnis nicht unbedingt zum Besseren gewandelt hat und Musk seine wiedergewonnene Mitteilungsfreiheit genießt (oder er einfach nur zu viel gekifft hat).

So schlug er unter anderem vor, den Twitter-Hauptsitz in San Francisco in ein Obdachlosenheim umzuwandeln, weil "sowieso niemand kommt" und ließ die Nutzer darüber abstimmen, ob das Unternehmen das "w" für mehr Attraktivität in seinem Namen löschen sollte. Beide Tweets wurden inzwischen gelöscht.

Bleibt die Frage, wie die Geschichte sich weiterentwickelt. Worst-Case-Szenario ist vermutlich, dass Musk nun noch stärker bei Twitter einsteigt, nachdem er nicht mehr an die Vereinbarung gebunden ist, maximal 14,9 Prozent der Aktien zu kaufen oder das Unternehmen gar komplett übernimmt.