Elektronische Rechnung spart Milliarden

14.12.2004
Von Christian Zillich

Laut Harald ermutigen die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank die Finanzdienstleister in den Mitgliedsstaaten, den E-Invoicing-Standard einzuführen. Hierzulande sind sie damit bislang weitgehend auf taube Ohren gestoßen (siehe "Kommentar"). "Die EZB ist davon alles andere als erfreut und wünscht sich, dass das Thema höchste Priorität bekommt", weiß Harald zu berichten. In der Tat würde eine europaweite Nutzung des Standards gut zu den Bemühungen der EU passen, in Europa einen einheitlichen Zahlungsverkehrsraum (Sepa = Single European Payment Area) zu schaffen.

Auch wenn es bisher danach aussieht, dass Deutschland in diesem Sektor international den Anschluss verpasst, muss das nicht so bleiben. "Wenn sich die deutschen Banken zu einer Finvoice-Nutzung durchringen, könnten sie innerhalb eines Jahres erste Versionen entsprechender Produkte anbieten", glaubt Harald. Da sich der technische Aufwand für die Banken dabei in Grenzen hält, sollte sich auch hierzulande für Finanzdienstleister ein positiver Business Case entwickeln lassen - schließlich könnten sie an jeder elektronischen Rechnung verdienen.

Kommentar

Die umständliche Bearbeitung, die Papierrechnungen bei großen Empfängern durchlaufen, zählt mit Sicherheit nicht zu den wertschöpfenden Unternehmensaktivitäten. Wenn man sich die rasanten Fortschritte beim E-Invoicing in Finnland betrachtet, beschleicht einen das Gefühl, dass hiesige Finanzdienstleister gerade einen wichtigen Trend verschlafen. Allerdings dürften die Rahmenbedingungen hierzulande nicht so günstig sein wie im hohen Norden Europas. So ist das E-Banking in Skandinavien bereits weiter verbreitet und der Bankenmarkt dort nicht so zersplittert wie in Deutschland. Somit dürfte es hier schwerer werden, schnell eine kritische Masse an Anwendern zu erreichen. Sollten die genannten Einsparpotenziale auch für Deutschland zutreffen - und dafür spricht einiges - , wäre es allerdings wünschenswert, wenn sich die heimischen Banken mit E-Invoice beeilen würden.

"Für die Nordea-Bank war die Entwicklung der notwendigen Infrastruktur ein Klacks", bestätigt Harald. Man habe dabei in fast allen Bereichen auf bereits vorhandene Techniken zurückgreifen können. So wurden die File-Transfer-Prozeduren des Zahlungsverkehrs weitgehend übernommen, die Benutzeridentifizierungsprozedur ist dieselbe wie beim Online-Banking und laut Harald auch unter Sicherheitsaspekten vollkommen ausreichend: "Eine elektronische Signatur ist nicht notwendig und würde nur alles unnötig verkomplizieren."