Was verbirgt sich hinter Rapid E-Learning?

Elektronische Lerninhalte schneller produzieren

30.07.2004

Experten diskutierten während der 5. Fachtagung des E-Learning-Presseclubs in München über Rapid E-Learning. Hinter der neuen Wortschöpfung verbirgt sich ein einfacher Weg, schnell und kostengünstig elektronische Lerninhalte zu entwickeln. Mit Hilfe einer Software können beispielsweise Powerpoint-Folien nach Bedarf um Audio- und Videodateien ergänzt werden.

Doch die Kostenvorteile allein reichen nicht als Argument. Viele Folien machen noch längst keinen guten E-Learning-Kurs, das Zusammenspiel von Technik und Didaktik funktioniert nicht immer reibungslos. Vor allem die Eigenverantwortung des Lernenden müsse unterstützt werden, betonte Dieter Spanhel, Pädagogikprofessor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, in seinem Vortrag. Lerntheoretische Grundlagen sind auch für E-Learning-Kurse wichtig. "Lernen funktioniert nur selbstgesteuert und eigenverantwortlich", erklärt Spanhel, und ergänzt: "Lernen lässt sich nicht beschleunigen." Deshalb sei es besonders wichtig, Anreize für den Lernenden zu schaffen. Zwar biete Rapid E-Learning für die Hochschulen durchaus interessante Perspektiven, ein Allheilmittel sei es jedoch nicht.

Kostenersparnis spielte auch in der Argumentation von Paul Rühl, Geschäftsführer der Virtuellen Hochschule Bayern (VHB), eine wichtige Rolle. Die VHB bietet bayerischen Studierenden über das Netz E-Learning-Kurse an. Das ambitionierte Projekt wäre kürzlich beinahe dem Rotstift des Finanzministers Kurt Faltlhauser (CSU) zum Opfer gefallen. "Das Konzept der VHB ist besonders in schlechten Zeiten interessant, wenn mehr Studierende an die Universitäten kommen", hofft Rühl. Dann sollen die Lernenden vermehrt auf virtuelle Angebote zurückgreifen.

Matthias Kritz, Leiter des technischen Entwicklungsteams "E-Meducate" und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Donau-Universität Krems, präsentierte ein zur Ärzteweiterbildung genutztes Portal, das die Macromedia-Software "Breeze" nutzt. Damit können Anwender ohne technisches Hintergrundwissen komfortabel aus bestehenden Powerpoint-Vorträgen Präsentationen und Schulungskurse gestalten. Die Kurse werden über den Flash-Player im Web dargestellt, zusätzliche Softwareinstallationen sind nicht erforderlich.

Als weitere Lösung stellte Oliver Barthel, Vertriebsleiter der IMC AG, die Autorensoftware Lecturnity vor. Auch damit lassen sich Powerpoint-Präsentationen einbinden, Vorträge aufzeichnen oder Texteingaben in einem separaten Pop-up-Fenster darstellen. Ton- und Videodateien können nachträglich bearbeitet und hinzufügt werden. Das mittelständische Pharmaunternehmen Schwarz Pharma setzt Lecturnity für die Weiterbildung und Zertifizierung von Ärzten ein. Aber auch Vertriebsmitarbeiter werden mit der Software geschult. Olaf Randerath, der die medizinischen Entwicklungsprojekte leitet, sieht in den neuen Möglichkeiten, Lerninhalte zu erstellen, vor allem auch für den Mittelstand gute Chancen, Mitarbeiter kostengünstig weiterzubilden. (iw)