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Elektronikhersteller befürchten böse Weihnachtsüberraschung

07.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Erste Zeichen deuten darauf hin, dass sich die Weihnachtsfreude der Elektronikhersteller in diesem Jahr in Grenzen halten wird. Da diese ihre Bestellungen länger als üblich herauszögern, registrieren vor allem asiatische Zulieferer der Elektronikbranche aktuell eine unerwartet geringe Nachfrage, berichtet das "Wallstreet Journal". Grund sind offenbar Befürchtungen, dass das US-Weihnachtsgeschäft schlechter als in früheren Jahren ausfallen wird. Damit mehren sich auch in Asien die Sorgen um das tatsächliche Ausmaß der gegenwärtigen Krise, einige Firmen vermuten sogar, dass die Konjunkturschwäche bis in das nächste Jahr hineinreichen wird.

Die Hersteller sind sehr vorsichtig, egal ob in Asien oder in den USA, erklärte Frank Huang, Vorsitzender der Taiwan Computer Manufacturers Group. In seinem Heimatland ist der Sorgenpegel besonders hoch: Taiwanische Unternehmen stellen mehr als die Hälfte aller weltweit verkauften Notebooks sowie einen wachsenden Teil der Videospiele-Konsolen und PDAs her. Giganten wie Taiwan Semiconductor und United Microelectronics produzieren Chips im Auftrag von Hunderten von Firmen wie Intel, Motorola, Sony oder Philips.

Da sie Bauteile fertigen oder die Endprodukte von Markenherstellern zusammenbauen, stellen sie gleichzeitig eine Art Konjunkturbarometer für die künftige Entwicklung dar. Das Barometer deutet offenbar auf eine anhaltende Flaute hin: Die Firmen stellen derzeit fest, dass in diesem Jahr alles anders ist. Wenn nicht in den nächsten Wochen eine Woge von Aufträgen über sie hereinbricht, so ihre Meinung, reicht die Zeit nicht mehr aus, um die Produkte rechtzeitig zum Weihnachtsverkauf fertig zu stellen.

Relativ gut im Vergleich zu den Chipherstellern schneiden dabei noch die Fertiger von Motherboards ab, auch die Nachfrage nach DVD-Playern und Mobiltelefonen ist relativ gesund. In vielen Fällen machen jedoch Dumping-Preise den gerade erst eingesetzten Genesungsprozess zunichte. (mb)