Elefantenhochzeit zwischen BT und MCI Fuer die deutsche Telekom wird es im globalen Netzdienstmarkt eng

11.06.1993

MUENCHEN (pg) - Die Elefantenhochzeit zwischen British Telecom (BT) und dem amerikanischen TK-Konzern MCI wird auch direkte Auswirkungen auf die Telekom haben.

Wie die COMPUTERWOCHE erfuhr, soll der Vertrag zwischen BT und MCI ein weiteres Engagement der Amerikaner in der Infonet Services Corp. ausschliessen. Im Klartext: MCI - mit 25 Prozent Hauptgesellschafter - muesste aus Infonet Services aussteigen, an der die Telekom mit 16,2 Prozent beteiligt ist.

Der Letter of intent zwischen BT und MCI hat das Karusell der Spekulationen um moegliche Allianzen in der Global-Network-Szene wieder heftig in Gang gebracht. In Zugzwang scheint nach der Vereinbarung aber nicht nur die Konkurrenz, sondern auch MCI selbst zu kommen. Sollte der Vertrag abgeschlossen werden, woran laut Wolfgang Mudter, Geschaeftsfuehrer BT Deutschland, nicht zu zweifeln ist, muesste MCI vermutlich seine Anteile an der Infonet Services Corporation aufgeben.

Der Vertrag, der einerseits die Beteiligung von BT mit 25 Prozent an MCI Communications sowie die Gruendung eines Joint-ventures mit einem 75-Prozent-Anteil von BT und 25 Prozent von MCI vorsieht, soll naemlich eine weitere Klausel enthalten.

Dazu Mudter: "Das Abkommen mit MCI ist exklusiv und schliesst den gegenseitigen Wettbewerb zwischen BT und MCI aus." Auf die Frage, welche Auswirkungen dies auf die Beteiligung von MCI an Infonet habe, antwortete er: "Die naheliegendste Loesung waere, dass MCI aus Infonet aussteigt."

Sollte MCI seine Anteile an Infonet verkaufen, waere davon auch die Telekom betroffen, die mit 16,2 Prozent den zweitgroessten Anteil an Infonet Services haelt. Einem Insider der Telekom zufolge wuerde es bei einem Rueckzug von MCI "zu einem ziemlichen Gerangel um die Neuverteilung der Anteile kommen". Allerdings duerfte Infonet auch geschwaecht werden, da die Service- und Netzleistungen des US-Carriers aus der Angebotspalette verschwinden wuerden.

Klaus Czerwinski, Sprecher der Telekom, wollte die Spekulationen um eine Ausstieg MCIs nicht naeher kommentieren, sagte aber: "Natuerlich beobachtet die Telekom die Dinge, die am internationalen Markt vorgehen, mit grossem Interesse." Laut Czerwinski fuehren die Bonner ebenfalls Gespraeche, um sich im internationalen Markt positionieren.

Zu dem Deal der britischen Konkurrenz mit MCI meinte der Sprecher lapidar: "Es sieht so aus, als wuerde MCI jetzt als Partner ausscheiden." Die Telekom hatte in der Vergangenheit, wie Czerwinski bestaetigte, auch mit MCI verhandelt. In Amerika bleiben als moegliche Partner fuer die Deutschen jetzt nur noch Sprint und der MCI-Erzrivale AT&T uebrig. Die Telekom, beziehungsweise deren Joint-venture mit France T=el=ecom, die Eunetcom, benoetigen dringend die Kooperation mit einem US-Carrier, um die lukrative Klientel der 2500 multinationalen Konzerne auch in Nordamerika mit ihren Services ansprechen zu koennen.

Allerdings drohen der Telekom langsam die Felle im Wettlauf um die Sicherung von Marktanteilen davonzuschwimmen. Die Beziehung zu AT&T war bisher nicht die beste, und ausserdem soll der TK-Riese mit der britischen Cable & Wireless Plc., der Mutter von Mercury Communications, liebaeugeln.

Durch eine Zusammenarbeit mit Cable & Wireless haette AT&T, das kuerzlich eine Operator-Lizenz fuer Grossbritannien beantragte, den Fuss im britischen Markt. Im asiatischen Raum haben sich die Amerikaner bereits die Kooperation mit Singapore Telecom und der japanischen Telefongesellschaft KDD gesichert. Der zweite US- Carrier Sprint gibt sich bedeckt und will, wie es heisst, "die Kontrolle seiner internationalen Strategie nicht anderen Wettbewerbern ueberlassen."