Eito-Zahlen attestieren Westeuropa weltweit größtes Wachstum

Eito-Zahlen attestieren Westeuropa weltweit größtes Wachstum Fachverbände zeigen sich in Festtagsstimmung

26.03.1999
HANNOVER (gh) - Die hiesige IuK-Branche strotzt vor Optimismus und Selbstbewußtsein - und geht mit dem Standort Deutschland nicht mehr ganz so hart ins Gericht.

Informations- und Kommunikationstechnik bleiben hierzulande die stärksten Wachstumsmotoren. Diese Einschätzung vertraten Fachverbände Informations- und Kommunikationstechnik auf ihrer gemeinsamen CeBIT-Pressekonferenz. Demnach legten 1998 die Umsätze in Deutschland gegenüber 1997 um 6,5 Prozent auf 191 Milliarden Mark zu. Für das laufende Jahr erwartet die Branche eine nochmals anziehende Nachfrage, die den IuK-Markt mit einem Wachstum um weitere 7,8 Prozent auf ein Volumen von 206 Milliarden Mark und damit erstmals über die 200-Milliarden-Grenze heben dürfte. Der IuK-Markt übertrifft damit erstmals die Automobilbranche in Deutschland, hieß es.

Besondere Wachstumsschübe kommen von der Nachfrage nach neuen Diensten im Bereich Internet beziehungsweise Electronic Business sowie von der rasch zunehmenden Verbreitung der Mobilkommunikation. Hier gehen die beiden Fachverbände in den nächsten Jahren von hohen zweistelligen und teilweise sogar dreistelligen Steigerungsraten aus. Nach Angaben von Jörg Menno Harms, Vorsitzender des Fachverbandes Informationstechnik im VDMA und ZVEI und Sprecher der Geschäftsführung der Hewlett-Packard GmbH, dürften sich allein die Umsätze für E-Commerce-Lösungen im Business-to-Business-Bereich bis 2001 jährlich um durchschnittlich 160 Prozent erhöhen; die entsprechenden Einnahmen im Privatkundengeschäft nehmen um immerhin 130 Prozent per anno zu. Insgesamt ge- hen die IT-Hersteller davon aus, daß der E-Commerce-Markt in Deutschland bis 2001 ein Volumen von knapp fünf Milliarden Mark erreichen wird. Bereits in diesem Jahr rechnet die Branche nach den Worten von Harms hier mit Umsätzen von 940 Millionen Mark.

Der deutsche Markt für TK-Dienste wuchs 1998 um sieben Prozent auf 80,3 Milliarden Mark; das Geschäft mit Kommunika- tionstechnik ist, bedingt durch deutliche Einbrüche bei Infrastruktur-Equipment, gegenüber 1997 um sechs Prozent auf 18,4 Milliarden Mark geschrumpft, teilten die beiden Verbände weiter mit.

Für die IT-Branche konnte Verbandssprecher Harms die ohnehin optimistischen Prognosen noch um 1,5 Prozentpunkte nach oben korrigieren.

1998 habe man mit einer Expansion um 8,9 Prozent auf 92 Milliarden Mark das bislang stärkste Wachstum hingelegt, hieß es. 1999 werde die IT-Branche mit einem weiteren Plus von knapp zehn Prozent aller Voraussicht nach erstmals die Marke von 100 Milliarden Mark Jahresumsatz überschreiten.

Die stärksten Impulse gingen hierbei von den Bereichen Software sowie IT-Services aus. So rechnet der Fachverband IT im laufenden Jahr für das erstgenannte Marktsegment mit einer nochmaligen leichten Steigerung auf ein Plus von 12,5 Prozent, was den einschlägigen Herstellern ein Umsatzvolumen von mehr als 25 Milliarden Mark bringen würde. Die Einnahmen mit IT-Diensten würden im gleichen Zeitraum um 12,3 Prozent auf 30 Milliarden Mark klettern, lehnte sich die Herstellervereinigung mit ihrer Prognose optimistisch aus dem Fenster.

Auch das Wachstum des westeuropäischen IuK-Marktes lag 1998 nach neuesten, ebenfalls in Hannover veröffentlichten Zahlen des European Information Technology Observatory (Eito) erstmals wieder deutlich über Weltmarktniveau. Mit einem Plus von 8,9 Prozent auf 772,5 Milliarden Mark wurde sogar ein besserer Wert als in den USA erzielt. Diese "Vorreiterrolle" dürfte Westeuropa auch 1999 mit einem Wachstum um 8,2 Prozent auf 835 Milliarden Mark halten, wurde betont. Innerhalb des westeuropäischen IuK-Marktes erzielte die IT-Branche im vergangenen Jahr mit einem Wachstum von 9,4 Prozent auf 380 Milliarden Mark die höchsten Steigerungsraten. 1999 dürfte dieses Marktsegment den Eito-Schätzungen zufolge um 9,7 Prozent auf ein Volumen von 417 Milliarden Mark zule- gen. Der TK-Markt verzeichnete 1998 ein Plus von 8,5 Prozent auf 392 Milliarden Mark. Für das laufende Jahr wird hier mit ei- nem Wachstum von 6,7 Prozent auf 418 Milliarden Mark gerechnet.

Für den vielzitierten Aufbruch in die Informationsgesellschaft sind die Chancen so gut wie nie zuvor, machte Harms deutlich. Wirtschaft und Gesellschaft "stehen in den Startboxen". Die notwendigen Voraussetzungen für das Online-Business seien in Deutschland vorhanden. Kein anderes Land der Welt könne mit einer ähnlich hoch entwickelten Netzinfrastruktur aufwarten. Allerdings kritisierten beide Verbände erneut, daß man hierzulande die Wachstums- und Beschäftigungspotentiale der Informationsgesellschaft nur unzureichend ausschöpft. Die Politik müsse alles daran setzen, die Voraussetzungen für den Electronic Commerce zu verbessern.