IDC-Studie geht mit Anbietern von AppIikationstools hart ins Gericht:

Einzelmodule werden als "Produkt" vermarktet

13.12.1985

MÜNCHEN (CW) - Applikationsgeneratoren sind eher ein Sammelsurium verschiedenster Funktionen als ein einheitliches System. So werden denn auch häufig einzelne Module wie beispielsweise Abfragesprachen oder Schutzpakete als gesonderte Produkte vertrieben. Dies ist ein Ergebnis einer IDC-Umfrage bei rund 15 000 Anwendern in den USA.

Hohe Benutzeransprüche und immer kürzere Produktzyklen machen Applikationsgeneratoren zur Produktivitätssteigerung bei der Softwareentwicklung offensichtlich unabdingbar. Die konventionelle strukturierte Programmierung gerät dabei zunehmend ins Hintertreffen. Deshalb nahmen die amerikanischen Marktforscher in ihrer Untersuchung "IBM Software Environment" im Dezember 1984 unter anderem auch Application Tools unter die Lupe, die auf IBM-Systemen Verwendung finden.

Die Studie zeigt, daß solche Werkzeuge in den Vereinigten Staaten generell weit verbreitet sind. Der Anteil der eingesetzten Generatoren liegt beispielsweise bei den IBM-Rechnern der Serie 43XX durchweg oberhalb von 90 Prozent; bei 308X-Mainframes variiert er je nach Modell zwischen 40 und 80 Prozent.

Interessant auch die Werte, die speziell CICS-Applikationen auf IBM-Maschinen für sich verbuchen können: Sowohl bei den 43XX- als auch bei den 30XX-Anlagen bewegen sich die Anteile je nach Modell etwa zwischen 24 und knapp 51 Prozent (siehe Tabelle; sie zeigt zudem die prozentualen Anteile ausgewählter Werkzeuge, bezogen auf Rechner mit ClCS-Applikationen).

Das Leistungsangebot der verschiedenen Generatoren, so berichtet die IDC jetzt in ihrem EDP Deutschland Report, differiere hier allerdings beträchtlich. Dies resultiere aber weniger aus einer vielleicht verschwommenen Abgrenzung in der Definition, sondern vielmehr aus der Produktpolitik der Anbieter, die häufig einzelne Module als gesonderte Produkte vertreiben.

Dennoch, so ist dem Report zu entnehmen, lassen sich drei Hauptfunktionen bei den Tools eindeutig bestimmen: Hilfen zum Aufbau von Bildschirmmasken und -abläufen, das Datenmanagement und die Codegenerierung.

Die Unterstützung von Bildschirmaufbauten sei angesichts des allgemeinen Trends in Richtung interaktiver Online-Verarbeitung von zunehmender Bedeutung. Applikationsgeneratoren vereinfachten überwiegend nicht nur den Aufbau von Bildschirmmasken im statistischen Sinne, sondern unterstützten auch die Abfolge von Bildschirmen.

Die zweite klassische Hilfe des Datenmanagements basiere durchweg auf den Grundfunktionen Aufbau einer Datenbank, Daten schreiben und lesen einschließlich Update sowie Daten suchen.

Mit den Codierungsmöglichkeiten könne der Benutzer in einer nicht prozeduralen Umgebung arbeiten und sein Beziehungsgeflecht zu guter Letzt automatisch in den herkömmlichen prozeduralen Code einer Programmiersprache umsetzen lassen. Der IDC-Studie zufolge stellen die meisten Systeme dafür umfangreiche Editier-, Test- und Debughilfen zur Verfügung. Der Zugriff auf Bibliotheken sei hingegen oftmals durch Schutzmaßnahmen am Generator selbst nur eingeschränkt möglich. Dies werten die Marktforscher bei manchen Systemen als einen "wahren Balanceakt zwischen vom Kunden gewünschter Offenheit und der vom Anbieter zumeist gewünschten Geschlossenheit".

Zu diesen drei Hauptfunktionen komme, je nach Produkt, ein oftmals noch sehr weites Leistungsspektrum hinzu: Kommunikationsunterstützung, automatische oder halbautomatische Dokumentationserstellung Konsistenzsicherungssysteme für Datenbanken, Codierungs- und Decodierungsroutinen für Daten oder Fehlerbearbeitungsmöglichkeiten.