US versus IBM

Einstweilige Anordnung?

28.03.1978

US-Senator Edward M. Kennedy, Chairman of the Senate Antitrust and Monopoly Subcommittee, hat sich öffentlich dafür ausgesprochen, daß im Monster-Prozeß US versus IBM die Regierung sich bemühen solle, vom Gericht eine "Einstweilige Anordnung" (Interim Relief) zu erlangen, damit zwischenzeitlich evidente Mißstände abgestellt werden können, die nicht anhalten sollten, bis in "erst fünf Jahren, zehn Jahren oder später" ein Urteil gefällt wird. Kennedy nannte den Prozeß "absurdes Theater" (sideshow attraction, absurdity) und schimpfte, daß die Präsentation der Regierungsklage mit nunmehr drei Jahren Dauer alle bisherigen Rekorde gebrochen habe. Seit die Klage vor neun Jahren erhoben wurde - so Kennedy -, habe IBM ihre Gewinne um 200 Prozent steigern können, und der Umsatz sei von 7 Milliarden Dollar auf 18 Milliarden Dollar angewachsen. "Während dieses Prozesses haben zahlreiche unabhängige Computer-Hersteller aufgeben müssen, und solide kleine Firmen können nicht expandieren, weil kein Kapital in Unternehmen fließt, die nur existieren, weil IBM sie duldet."

Die Forderung nach einer "Einstweiligen Anordnung" war zunächst von der Computer and Communications Industry Association (CCIA) erhoben worden, einem Insteressenverband von Herstellern und Systemhäuser, die nicht zu den großen Mainframern zählen, daß IBM umgehend bei Ankündigung neuer Produkte Interface-Spezifikationen bekannt gibt und daß der Marktführer vierteljährlich Produkt für Produkt und Land für Land Zahlen über installierte IBM-Produkte veröffentilcht.

Der stellvertretende US-Justizminister und Leiter der Antitrust Division, John H. Shenessield, will nunmehr prüfen lassen, ob eine "Einstweilige Anordnung" den Gegenwert aufwiegt, daß im Prozeßverlauf etwa ein Jahr Zeit verlorenginge, denn ein "Interim Relief Hearing" wurde den Prozeß um neun bis zwölf Monate verzögern.

So langsam wird das absurde Theater zum Trauerspiel.