Einstiegspreis von 71000 Mark Digital setzt Alphastations 600 gegen Produkte von HP und SGI

04.08.1995

Von Hans Willi Reichwaldt* SAN FRANZISKO (CW) - Erst Hewlett-Packard (HP), dann Silicon Graphics (SGI) und jetzt Digital Equipment (DEC): Jede der drei Firmen hat nun eine Hochleistungs-Workstation zu einem vergleichsweise niedrigen Preis im Angebot. DEC kann mit der "Alphastation 5/300" aus der 600er Reihe den ersten Platz in puncto Rechenleistung fuer sich beanspruchen; ob allerdings die verfuegbaren Anwendungen ausreichen, um neue Kunden anzulocken, bleibt abzuwarten.

"Unsere Konkurrenten werden zwoelf bis 18 Monate benoetigen, um unser Leistungsniveau zu erreichen", glaubt Enrico Pesatori, Vice- President und General Manager von DECs Computer Systems Division. Sein Unternehmen werde sich wie HP auf die Schluesselsegmente im High-end-Workstation-Markt konzentrieren: Mechanical Design Automation (MDA), Electronic Design Automation (EDA), CASE, Geografische Informationssysteme (GIS) sowie wissenschaftliche Anwendungen.

Die Alphastations 600 bauen auf dem 64-Bit-Alpha-Prozessor 21164 auf. Das Modell 5/300 mit einer Taktrate von 300 Megahertz ist die erste Workstation, die die Grenze von 330 Specint92 und 500 Specfp mit einem Prozessor ueberschreitet. Damit ueberbietet es die Rechenleistung von HPs "J210"-Workstation um rund zwei Drittel. Die kleinere "Alphastation 600 5/266" mit einer Taktrate von 266 Megahertz bringt es immerhin noch auf 288 Specint92 und 428 Specfp92.

Das Modell 5/266 ist ab sofort erhaeltlich. Die Grundausstattung umfasst 64 MB Arbeitsspeicher, 2 MB Cache, eine 1-GB-Festplatte, einen 21-Zoll-Bildschirm mit dem Grafikbeschleuniger "ZLX P-E1" sowie eine Tastatur und eine Audiokarte plus Kopfhoerer und Mikrofon. Komplett mit dem Betriebssystem Unix oder Open VMS wird der Rechner hierzulande etwa 71000 Mark kosten. Die Windows-NT- Version wird erst gegen Ende dieses Jahres erhaeltlich sein. Die Alphastation 600 5/300 ist voraussichtlich ab Oktober dieses Jahrs fuer etwa 98000 Mark zu haben.

DEC scheut auch bei den Grafiksystemen und den entsprechenden Applikationen den Vergleich mit HP nicht: "Wie HP koennen wir die "Freedom"-Grafikbeschleuniger von Evans & Sutherland liefern", erklaerte DEC-Produktmanager Michael Unterberger. "Doch unsere Systeme sollten die Nase vorn haben, da unser PCI-Bus schneller ist als HPs Graphic-System-Connect (GSC)."

Auch den Anwendungsmangel will DEC mit Hilfe von Evans & Sutherland beseitigt haben: Mit Freedom habe man zum Beispiel die CAD-Applikationen auf die Alpha-Workstations portiert. Ausserdem gebe es heute fuer die schon laenger erhaeltliche "Alphastation 400" weltweit 6500 Programme.

Trotzdem lief das vergangene Jahr fuer DEC nicht glaenzend: Auf dem Workstation-Markt belegte DEC nach Stueckzahlen den dritten Platz hinter Sun und HP. Nimmt man den Umsatz zum Massstab, dann erreichte DEC gar nur den fuenften Platz.

*Hans Willi Reichwaldt ist freier Journalist in Stuttgart.